Entscheidungen treffen als Team

Lehrerinnen und Lehrer treffen im Schulalltag besonders viele Entscheidungen. Mehrere Hundert täglich stellen Untersuchungen fest.

Doch wie ist es in der Teamsitzung, in der Lehrerkonferenz, die ja längst eher eine multiprofessionelle Konferenz ist. Auch hier müssen viele Entscheidungen getroffen werden. Sicher nicht mehrere Hundert, doch wenn in einer Teamsitzung auch nur eine belastbare Entscheidung getroffen werden soll, macht es doch Sinn, sich mit diesem Thema als Schulleitung intensiv auseinanderzusetzen. Nach meiner Erfahrung braucht fast jede Schule, egal ob privat oder staatlich im Bezug auf das Thema Entscheidungen ein klares Repertoir.

Mit diesem Artikel kannst du deinen Werkzeugkoffer der Führung mit sechs Möglichkeiten bestücken, wie ihr als Team Entscheidungen treffen könnt. Egal ob als pädagogisches Team, oder als Leitungsteam.

Diese sechs Entscheidungstools gehören nach meiner Einschätzung und Meinung in den Werkzeugkoffer jeder Schulleitung. Erst einmal kennengelernt, kannst du sie nach und nach in eurem Team einführen. Ich möchte ermutigen, dies mit Neugierde und Lust auf Ausprobieren zu tun.

Welche Herausforderungen hat die Teamarbeit?

Im Team zu arbeiten, bedeutet, dass mehrere Menschen an einem Ziel tätig sind.

Sich dabei zu unterstützen, Synergien zu nutzen und stärkenbasiert zusammenzuarbeiten, ist eine Herausforderung, die nicht selbstverständlich einfach da ist. Doch es lohnt sich sie anzugreifen. Gerade im Kontext Schule ist es absolut nicht selbstverständlich, dass das Wissen um Prozesse vorhanden ist. Die Schulleitungsposition geht nämlich nicht immer mit einer Vorbereitung einher, die gründlich und der Verantwortung angemessen ist. Vielmehr werden Fortbildungen und Schulungen erst ermöglicht, wenn die Leitungsrolle schon übernommen wurde und nicht mal immer dann. Jede Führungsperson sollte selbst die Verantwortung übernehmen und den eigenen Werkzeugkoffer bezogen auf Führungstools bestücken, wo nur möglich. Zum Beispiel durch diesen Blogartikel.

Der Schulalltag ist vielfältig und Entscheidung ist nicht gleich Entscheidung.

Es ist extrem wichtig für verschiedene Entscheidungen auch verschiedene Tools zu kennen und zu nutzen, um als Gruppe eine Entscheidung zu treffen, die belastbar ist und in einer vertretbaren Zeit getroffen wird.

Die spannende Eröffnungsfrage ist also: „Wie trefft ihr in eurem Team Entscheidungen?“

Und auf diese Frage eine klare Antwort geben zu können, ist bereits ein wichtiger Schritt.

Kann sein, dass es dir als Führungsperson oder euch als Team gar nicht bewusst ist, wie ihr zu Entscheidungen kommt. Ich kenne das selbst auch all zu gut.

Doch das ändert sich jetzt mit diesem Blogartikel 😎.

Folgende Situation kenne ich selbst sehr gut aus dem Führungs- und Schulalltag.

Die spannende Eröffnungsfrage ist also: „Wie trefft ihr in eurem Team Entscheidungen?“

Und auf diese Frage eine klare Antwort geben zu können, ist bereits ein wichtiger Schritt.

Kann sein, dass es dir als Führungsperson oder euch als Team gar nicht bewusst ist, wie ihr zu Entscheidungen kommt. Ich kenne das selbst auch all zu gut.

Doch das ändert sich jetzt mit diesem Blogartikel 😎.

Folgende Situation kenne ich selbst sehr gut aus dem Führungs- und Schulalltag.

Wir sprechen in der Teamsitzung zum Beispiel über ein Kind und über die Herausforderungen, die wir sehen und wie wir diesen Herausforderungen begegnen wollen.

Eine wirkliche Entscheidung treffen wir nicht, doch am Ende des Austauschs oder der Diskussion ist klar, dass wir einen Plan haben:

Drei Schritte, die wir nacheinander gehen wollen, um das Kind gut durch diese Herausforderung zu begleiten.

Wie sind wir dahin gekommen? Und welches Entscheidungstool haben wir dafür genutzt?

1. Möglichkeit eine Team-Entscheidung zu treffen: Wir reden so lange, bis sich eine Entscheidung herauskristallisiert.

Das ist die Konsensmethode. Wow, jetzt hat das Kind einen Namen bekommen.

Was sind die Vor- und Nachteile dieser Methode?

Die Vorteile dieser Methode sind, dass sich alle Personen beteiligt, gehört und mitgenommen fühlen.

Es steht eine gemeinsame Lösung im Fokus. Die Entscheidung durchläuft einen Prozess des Erkenntnisgewinns und ist damit gut verankert. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Umsetzung.

Die Nachteile der Konsensmethode sind, dass es oft lange dauert bis eine Entscheidung getroffen werden kann.

Deshalb braucht die Konsensmethode eine straffe Agenda und einen kompetenten Moderator oder eine kompetente Moderatorin. Wenn das nicht gegeben ist, kann der Prozess ermüdend sein und der Zielpunkt der Kristallisation kann verpasst werden. Außerdem ist ein weiterer Nachteil dieser Methode, dass die getroffene Entscheidung der kleinste gemeinsame Nenner und damit oftmals ein Kompromiss ist, der von allen mehr oder minder akzeptiert wird. Das kann die Qualität der Lösung beeinträchtigen.

Doch wann ist die Konsensmethode zur Entscheidungsfindung geeignet?

Die Konsensmethode ist geeignet, wenn es wichtig erscheint, dass ein Thema von vielen Seiten betrachtet werden sollte und eine hohe  Akzeptanz erreicht werden sollte. Auch wenn das Team eine Kultur der Unverbindlichkeit entwickelt hat, wenn sich nicht jede einzelne Person gehört und verstanden fühlt, kann die Konsensmethode zielführend sein.

Hier sollte das Führungshandeln aber mittel- und langfristig an der Teamkultur ansetzen und diese nach und nach hin zu mehr Verbindlichkeit verändern. Dazu kann die Konsentmethode oder auch die Elferskala (weiter unten) geeignet sein. Das führt nämlich zu mehr Verbindlichkeit und zu einer effizienteren Zeitnutzung. Das Team wird einfach schneller und das kann die Motivation und den Spaß an der Sache stark erhöhen.

Doch gehen wir weiter, zum nächsten Entscheidungstool:

2. Möglichkeit eine Team-Entscheidung zu treffen: Die ranghöchste Person entscheidet

Das ist die hierarchische Entscheidung.

Und ja, ich finde es gibt grundsätzlich Entscheidungen, die hierarchisch getroffen werden sollten.

Die hierarchische Methode ist geeignet, wenn

– es um Entscheidungen geht, die rechtlich notwendig oder vorgegeben sind. Diese muss man nicht ins Team geben und man sollte das auch nicht tun, denn ohne Entscheidungsspielraum ist keine Teamentscheidung nötig.

Immer wieder erlebe ich, dass die Schulleitung oder die Vorstände hier grundsätzlich unklar sind oder das Thema zu spät durchdenken. Sie geben ein Thema zur Teamentscheidung und anschließend merken die Entscheider:innen, dass die Entscheidung auf Leitungsebene getroffen werden sollte und auch eigentlich klar ist, der Spielraum ist also gar nicht vorhanden. Dann trifft also die Leitungsperson eine andere Entscheidung, als das Team, das in die Entscheidungsfindung Zeit, Energie und Gedankenschmalz investiert hat. Die Folge ist Frustration und auch eine Beschädigung der Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Führungsperson. Mit etwas mehr Nachdenken und Klarheit an der richtigen Stelle kann das vermieden werden.

– es Folgeentscheidungen sind, die klar aus vorher getroffenen Entscheidungen folgen

-die Sache den Entscheidungsträgern so wichtig ist, dass sie sie hierarchisch entscheiden wollen. Dann halte ich eine transparente und offene Kommunikation für unerlässlich.

– die Entscheidung geht klar aus dem pädagogischen Konzept oder aus dem Leitbild der Einrichtung hervor. Auch in diesem Beispiel gibt es keinen Entscheidungsspielraum und eine hierarchische Entscheidung ist die effiziente und logische Wahl.

– Gefahr in Verzug ist und schnell gehandelt werden muss. In diesem Fall sollte auch klar sein, dass die Mitarbeitenden selbst entscheiden können, wenn die Führungsperson nicht erreichbar ist.

Ein Vorteil der hierarchischen Entscheidung ist, da nur eine Person oder wenige Personen betroffen sind und es deshalb schnell geht.

Die Nachteile der hierarchischen Entscheidung sind, dass das Wissen und die Erfahrungswerte der Gruppe nur soweit einfließen, wie der Entscheider oder die Entscheiderin es zulässt – oder gar nicht. Das kann die Qualität der Entscheidung natürlich beeinflussen. Auch braucht die Führungsperson das Mandat von den Mitarbeitenden, um die Entscheidung treffen zu können. Das bedeutet, dass sich Vertrauen aufgebaut haben muss zwischen Führungsperson und Mitarbeitenden.

„Ist das Team reif für eine hierarchische Entscheidung?“ – diese Frage erscheint vielleicht irritierend. Mag die hierarchische Entscheidung doch keine Aktivität im Kollegium/ Team benötigen, so müssen die menschen diese doch „verteidigen“. Zum Beispiel gegenüber den Eltern. Loyalität ist hier nötig und auch Klarheit darüber, dass der Raum für kritische Fragen im inneren der Schule, also zum Beispiel in der Teamsitzung stattfinden und nicht nach außen, also mit den Eltern das Thema verhandelt und besprochen wird. Schon eine Frage der Reife des Teams.

Ich möchte die hierarchische Entscheidung absolut nicht hypen. Verantwortungsvoll und bewusst eingestetzt hat aus meiner Sicht diese Entscheidungsform durchaus ihre Berechtigung.

Kommen wir zum nächsten Entscheidungs-Tool:

3. Möglichkeit eine Team-Entscheidung zu treffen: Es beschäftigen sich einzelne Menschen oder eine kleine Gruppe mit dem Thema und sie machen einen Vorschlag

Das ist die Konsentscheidung.

Die Konsententscheidung kommt aus der Soziokratie und ist ein arbeitsteiliger Ansatz.

Der Konsent regiert die Beschlussfassung und bedeutet: Keiner hat einen schwerwiegenden Einwand zu einem Vorschlag. Der Vorschlag ist es also wert, ausprobiert zu werden.

Diese Haltung bedeutet: Man trifft gemeinsam eine vorläufige Entscheidung, mit der alle können. Wenn die Entscheidung sich in der Praxis nicht bewährt, kann jemand einen schwerwiegenden Einwand liefern und so seinen Konsent wieder zurückzuziehen. Dann wird das Thema wieder im Kreis aufgerollt und neu entschieden. Der Einwand eines einfachen Mitarbeiters zählt ebenso wie jener der Führungskraft.

Gut und einfach durchführbar ist die Konsentmethode, wenn eine kleine Gruppe von Mitarbeitenden sich zu einem Thema eine Meinung bilden und diese dann als Entscheidungsvorschlag der Gesamtgruppe vorstellen.

Man fragt dialogisch (also jede:n der Reihe nach): Gibt es aus deiner Sicht einen begründeten Widerstand?

Ein Widerstand ist dann begründet, wenn die Entscheidung eine Gefahr darstellt für die Einrichtung, weil sie zum Beispiel dem Konzept, der Grundhaltung oder den angestrebten Narrativen nicht entspricht.

Die Vorteile der Konsentmethode sind

– sie geht zügig

– der Fokus liegt auf der Ermöglichung von Entscheidungen, nicht auf dem Verhindern.

Die Nachteile der Konsentmethode sind, dass

– Themen werden schnell durchgewinkt. Es braucht einen sicheren Raum, damit die wichtige, aber ungeliebte Rolle des Kritikers im Team besetzt wird.

– braucht reife Menschen, die Verantwortung für ihr Tun und Lassen übernehmen und das große Ganze im Fokus haben.

– braucht reife Menschen, die ihre Meinung sagen und dabei das große Bild oder das Gemeinwohl im Blick haben

(auch ein Vorteil, finde ich)

Ist geeignet, wenn

– die Gruppe sich einig ist, dass es zeit- und energiesparend ist,  wenn nicht jede:r sich in jedes  Thema einarbeiten muss und man einander grundsätzlich vertraut oder dieses Vertrauen anstrebt

-die Gruppe sich einig ist, dass es ein Gewinn ist, das individuelle Interesse an verschiedenen Themen zu nutzen

Wow, jetzt haben wir schon drei tragfähigen Möglichkeiten, doch es geht noch weiter:

4. Möglichkeit: Jeder gibt seine Meinung ab und die Mehrheit bekommt den Zuschlag.

Das ist die Abstimmung. Diese basisdemokratische Entscheidungsmethode ist beliebt, geht sie doch schnell und man braucht nicht viel Know-How. Doch das gelbe vom Ei ist sie nicht…

Abstimmen kann man per Handzeichen, per anonymer Wahl oder auch per Bepunktung.

Und ich möchte dafür sensibliliseren, dass die Abstimmung oft den Zuschlag bekommt, weil sie einfach geht und nicht viel Zeit braucht. Es gibt aber tendenziell viele Verlierer, wenn das Ergebnis knapp ausfällt. Deshalb sollte genau überlegt werden, ob nicht ein anderes Entscheidungstool besser geeignet ist.

5. Möglichkeit

Um zu verhindern, dass wir Zeit in Entscheidungen investieren, die eigentlich gar nicht wichtig oder dringlich sind, möchte ich als letzte Möglichkeit ein Tool vorstellen, dass die partizipative Erfassung der Wichtigkeit eines Themas ermöglicht:

Die Elfer-Skala

Die Elfer-Skala (in Anlehnung an Richard Graf) kann einen zügigen Entscheidungsprozess in einer Gruppe oder in Meetings sichern und für gemeinsam getragene Entscheidungen sorgen.

Die einzelnen Schritte:

Zunächst wird das Thema vorgestellt, zu dem eine Entscheidung ansteht. Danach ist Zeit für Verständnisfragen. Hiernach wird den Teilnehmer:innen eine erste Bewertungsfrage gestellt:

„Auf dieser Skala von 0 bis 10: Wie wichtig und dringlich ist dieses Thema für das Projekt/unser Unternehmen?“ Jeder entscheidet verdeckt, am Besten auf kleinen Zetteln, die man schnell auswerten kann.

Wenn das Ergebnis vorliegt, wird diese für alle visualisiert und es werden stellvertretend je zwei oder drei Meinungen aus dem niedrigen (0 bis 4) und dem hohen Bewertungsbereich (6 bis 10) gehört.

„Wer hat in diesem Bereich gevotet und ist bereit seine oder ihre Gedanken, die ihn oder sie zu dieser Entscheidung gebracht hat, zu teilen?“

Darauf folgt eine Minute der stillen Besinnung.

Hiernach gibt es eine zweite verdeckte Bewertung: Liegen alle Bewertungen zwischen sieben und zehn, ist das Thema angenommen, liegen alle Bewertungen zwischen null und drei ist das Thema abgelehnt.

Sollte es noch eine oder mehrere Stimmen in der Mitte geben, kann die Konsentfrage helfen: „Besteht ein begründeter Widerstand das Thema anzunehmen/abzulehnen?“

Nun haben wir schon einen richtig runden Lauf durch fünf essentielle Möglichkeiten Entscheidungen zu treffen gemacht.

Damit seid ihr richtig gut aufgestellt für praktisch alle anstehende Entscheidungen. Abschließend möchte ich noch ein Entscheidungstool vorstellen, dass gerade für Einrichtungen die Lust haben auf Partizipation und auf natürliche Hierarchie:

6. Möglichkeit: Der Konsultative Einzelentscheid

Der konsultative Einzelentscheid ist eine effiziente Form der Entscheidungsfindung in partizipativ organisierten Unternehmen. Eine Person entscheidet alleine und verbindlich für alle bzw. andere.

Diese Person muss vorher relevante Stakeholder konsultieren, um deren Einwände, Fragen, Ideen und Ratschläge zu hören. Vorteile dieser Entscheidungsform sind:

– Es ist meist die Person mit dem höchsten Interesse an der Entscheidung damit beauftragt. Diese Person kann unabhängig der Hierarchie zur Entscheidungsträger:in werden. Das schafft Identifikation, motiviert und führt zu einem starken Wirksamkeitsgefühl. Das ist gerade in Schule so wichtig, um Mitarbeitende zu fördern, zu entwickeln und letztlich zu halten.

– Die betroffenen Personen werden zur Entscheidung gehört, das erhöht die Akzeptanz der Entscheidung.

– Die Perspektivvielfalt führt zu besseren Lösungen.

– Die Entscheidungsverantwortung wechselt durch die Organisation, je nachdem, wer beauftragt wird. Das entspricht einer Wachstumshierarchie: Eine Person wird zur führenden Person bezogen auf ein bestimmtes Thema und tritt zurück, wenn das Thema bearbeitet ist.

Abschließend möchte ich dich ermutigen: Nutzt diese Entscheidungstools, spielt mit ihnen. Probiert aus, geht fehleroffen auf sie zu und freut euch, wenn etwas Neues entsteht, was vorher nicht da war.

Ich wünsche von Herzen viel Freude dabei!

Und wenn dir dieser Artikel hilft, hilft dir die Fachausbildung zur souveränen Führungsperson noch mehr. Das Thema Entscheidungen beschäftigt uns in der Ausbildung natürlich auch. Schreibe uns einfach was dich beschäftigt, wir finden das passende Angebot. Ganz sicher, unser Anspruch ist New Learning*: kontakt@sandra-schumacher.de

*New Learning bezeichnet Lernen, das vom Lernenden als sinnhaft erlebt wird und die Teilgabe an der Gemeinschaft ermöglicht. Die Lernprozesse sind geprägt von Selbstbestimmung, Autonomie, Co-Creation und dem Streben nach Wirksamkeit.

Schulentwicklung: Schule – ein lebendiges Wesen

Ich benutze gerne Metaphern, um komplexe Zusammenhänge durch Bilder klarer zu bekommen.
Heute möchte ich Schule mit einem Baum vergleichen.

Bäume spenden uns Ruhe und Sauerstoff.

Auch Schule sollte den Kindern und Jugendlichen und den Pädagoginnen und Pädagogen und den Familien insgesamt Ruhe zum wachsen, zur Entwicklung und die gute Luft zum Leben spenden.

Bäume sind der Inbegriff des Lebens und der Veränderung.

Je nach Jahreszeit sieht ein Baum komplett anders aus.

Er steht fest, immer an seinem Platz, er symbolisiert Beständigkeit und Standfestigkeit, Halt und Sicherheit und dennoch verändert er sich je nach Jahreszeit und je nachdem auf welche Umweltbedingungen er trifft. Die gleiche Baumart kann an verschiedenen Standorten ganz unterschiedlich gut gedeihen und damit auch sehr unterschiedlich aussehen.
Das hast du sicher schon einmal gesehen, der prächtige Baum mit unzähligen Blättern stark und gerade gewachsen. Mit wenigen, aber großen und formschönen Früchten oder der Baum am Waldrand, vom Wind schief geweht. Mit wenigen Blättern, dafür schief in sich, behauptet er sich neben seinen geraden Artgenossen, die ihm den Raum nehmen.
Ich finde Bäume schön, die auf ihre eigene Art und Weise gewachsen sind. Unser Weihnachtsbaum ist immer ein wenig schief und damit auch besonders. Das gefällt mir und finde ich eher bereichernd, als störend.

Schule als ein Booster-Wachstumsort

Was sind die guten Bedingungen für Schule, die sie gut gedeihen und wachsen lassen. Mit festen Wurzeln im Boden, einem stabilen dicken Stamm, vielen Ästen, saftig grünen Blättern, schönen schmackhaften Früchten und einer Krone, die einen herrlichen Abschluss eines wunderbaren Lebewesens bildet?

Eine Schule, die die Basis für ein selbstbestimmtes Leben für die nachwachsende Generation legt.

In Verantwortung für den Einzelnen, für die Gemeinschaft und für die Umwelt?

Die Baummetapher

Wenn Schule ein Baum ist, dann sind die Wurzeln das Leitbild und die Werte.

Die Erde ist das pädagogische Konzept.

Der Stamm, der alles zusammenhält ist das „Wir“- das Miteinander, die Gemeinschaft.

Die Äste, weit verzweigt, sind die Bindungen und Beziehungen aller miteinander. Diese Beziehungen zeigen sich im Klassenrat, Schülerrat, Schulrat, Leitungsteam, Pädagogenteam, in allen Gremien der Zusammenarbeit und in der Kommunikation.

Die Blätter sind die pädagogische Umsetzung. Zum Beispiel das freie Lernen, die Altersmischung, die Projektarbeit, das Forschen und die Darbietungen und Referate.

Die Früchte sind die „Highlights“, die Dinge auf die wir alle stolz sind und wo wir merken: Ja, hier wächst etwas Gutes heran, hier findet Entwicklung statt.

Die Baumkrone schließlich ist die friedliche Gesellschaft, die sich bildet, wenn die Kinder und Jugendlichen stark und selbstbestimmt aufwachsen, im Einklang mit sich und ihren Stärken.
Satt und genährt. Und die Baumkrone bildet sich auch aus den Erwachsenen, die mit der Schule in Verbindung stehen.

So kann Schule ein richtiger Booster-Wachstumsort sein.

Nicht alle Schulen sind stattliche, gleichmäßig gewachsene Bäume

Man sieht Schulen, die als Baum nicht gleichmäßig gewachsen sind, die einen dicken Stamm, aber verkümmerte Wurzeln haben, oder deren Früchte die Äste bis auf den Boden hängen lassen und deren Stamm diese Früchte gar nicht tragen kann. Warum ist das so?

Auf die Nachhaltigkeit und das gute Fundament kommt es an.

Ja ein lebendiges Wesen braucht so einiges, um gut zu gedeihen und in der Komplexität der Schule alles im Blick zu halten und die Organisationsentwicklung gut zu begleiten gelingt den wenigsten.

Woran zeigt sich konkret die unausbalancierte, planlose Entwicklung?

Spürbar ist es zum Beispiel am hohen Krankenstand der Pädagogen, am überdurchschnittlich hohen Personalwechsel. Immer wieder verlassen Familien aus Unzufriedenheit die Schule, auch mitten im Schuljahr. Die Schulleitung ist überarbeitet, hat zu viel zu tun. Die Pädagogen stöhnen über Überforderung und die Schulentwicklung staut sich.
So brennen motivierte idealistische Pädagogen aus. Das muss aber nicht sein! Und das soll auch nicht sein!

In vielen Schulen ist einiges gut entwickelt, die wenigstens sind in allen Entwicklungsbereichen richtig gut aufgestellt.

Die Investition von Zeit in die nachhaltige Entwicklung der Schule ist vielfach richtig eingesetzt.

Jede Zeiteinheit, die in die gute Fundierung der Schule investiert wird, lohnt sich auf lange Sicht vielfach. Wenn ein Teamtag dafür genutzt wird, ein Leitbild zu erarbeiten, sind die Wurzeln des Baumes sicher verankert. Wenn dieses Leitbild schriftlich fixiert wird, in der Schule aufgehängt wird, jedem neuen Mitarbeiter und auch den neuen Eltern gegeben wird und immer wieder darüber gesprochen wird, dann hat die Schule richtig gute Wurzeln, die auch bei Wind und Wetter, bei Konflikten und in Krisen sehr gut dasteht, weil sie vorbereitet ist.
Wenn die Werte klar sind und man sich auf einer gemeinsamen Grundlage bewegt, wächst das gegenseitige Verständnis und bei Neueinstellungen können gezielt Erwartungen formuliert werden.

Das macht im Alltag einen riesigen Unterschied.

Wenn Pädagogen und Leitung einen vollen Werkzeugkasten pädagogischen Wissens und pädagogischer Tools zur Verfügung haben, der gemeinsam immer wieder aktualisiert und erweitert wird, dann entsteht eine gemeinsame Ebene der Professionalisierung, Motivation und Leichtigkeit. Das Arbeiten wird klarer und ruhiger.
Wenn es einen Kommunikationsleitfaden gibt, der genau festlegt, wie, wer mit wem worüber spricht, dann erreicht man Klarheit, Synergien und nimmt auch kommunikativ schwächere Pädagogen (ja, die gibt es :)) an die Hand und schützt sie vor Überforderung.
Wenn die Struktur der Teamsitzungen, der Vor- und Nachbereitung gut geregelt ist, dann werden Besprechungen zu Motivationskicks.
Wenn die Aufgaben und Verantwortungen klar geregelt sind, bliebt genug Kraft übrig, um aktuelle Themen zu erledigen, um auf überraschendes entsprechend zu reagieren.

Selbstbewusst und klar wird der Stamm, das „Wir“ gestaltet und gelebt.

Neue Menschen sind leicht einzufügen und zahlreiche bunte Blätter wachsen am Baum. Denn diese brauchen die Grundlage des gemeinsamen Verständnisses, damit eine gute Entscheidungsgrundlage da ist, welche Blätter immer da sind und welche zusätzlich dazukommen dürfen.

Bäume machen komplizierte Dinge. Sie wandeln Kohlendioxid in Sauerstoff um und dafür brauchen wir sie dringend. Sie sind also wichtig für uns.
Auch Schule ist sehr wichtig für uns. Nach der Familie, die die Keimzelle der Gesellschaft ist und die wichtige Grundlage für das Lernen legt, schafft sie im Anschluss an den Kindergarten für viele Jahre ein Umfeld für das Kind und dann für den Jugendlichen, indem wachsen, sich verändern, dazulernen und sich als Persönlichkeit zeigen eine runde Ergänzung findet durch die Gemeinschaft.

Die Kinder und Jugendlichen fühlen sich als Teil einer Gemeinschaft, die sich wahrnimmt, die sich gegenseitig unterstützt und die ein Geben und Nehmen ist.

Auch die Pädagogen sind Teil dieser Gemeinschaft. Man fühlt sich miteinander wohl. Jeder ist wie er ist, wird in seiner Individualität akzeptiert und die Gemeinschaft gibt Halt, Heimat, den Ort eben, wo man hingehört.

Und die Eltern gehören natürlich ebenfalls dazu, zu diesem Wachstumsort, denn Elternschaft bedeutet Persönlichkeits-Wachstum und Familie findet in der Schule Ergänzung, Unterstützung und Gemeinschaft.

Beziehungsorientiert und in gegenseitiger Wertschätzung.

Dabei sollte Schule immer wieder überlegen, wie der Boden zusammengesetzt werden sollte, damit jeder einzelne Mensch an der Schule sich authentisch in seiner Einzigartigkeit zeigen kann.

Schule sollte ein Booster-Wachstumsort sein.

Für die Kinder und Jugendlichen und genauso für die Pädagogen und Eltern.
Und so einen Ort ist zu gestalten, kann so richtig Spaß machen.
Bindungsorientierte Pädagogik, freies Lernen, klare Mitbestimmungs- und Gestaltungsräume für ALLE und eine altersentsprechende, inklusive, jahrgangsgemischte Pädagogik mit kompetenzorientierten, individualisierten Feedbackformaten.
Das könnte ein passender Rahmen sein.
Damit Schule die Basis legen kann für ein selbstbestimmtes Leben.

Ist das nicht eine richtig tolle Vision, in die es sich lohnt zu investieren?
Ich finde ja.

Sandra Schumacher
Wunder. Fliegen. Weiter.