Beim Journaling geht es darum, die eigene Entwicklung durch das Schreiben zu begleiten, oder man könnte auch sagen, sich schreibend zu entwickeln.
Gerade wenn du Führungsverantwortung hast, kann das Journaling deine Wahrnehmung schärfen und deine Führungsqualität erhöhen.
Mit Journaling zur Führungspersönlichkeit werden
Am ehesten kommt es dem Tagebuchschreiben nahe. Es gibt aber wesentliche Unterschiede. Der Unterschied zum Tagebuchschreiben ist, dass es beim Journaling darum geht, den Fokus auf die positiven Dinge zu legen und die innere Entwicklung in den Fokus zu nehmen, statt sich auf äußere Geschehnisse zu konzentrieren.
Und tatsächlich kann ich von mir sagen, dass ich schon als Kind sehr gerne meine Erlebnisse aufgeschrieben habe und diese Gewohnheit weiterentwickelt habe zu freiem Journaling und auch zu einem bewussten Entwicklungs-Journaling, die du es in meinem Buch „Mach dir die Schulleitung, wie sie dir gefällt“, findest.
Beide Arten des Journalings haben ihr Berechtigung und wenn dir ein Buch mit ganz leeren Seiten etwas Angst macht, emfehle ich dir, mit dem Journaling anhand konkreter Themen und Fragen zu beginnen.
Egal ob du dir selbst Fragen überlegst, oder anhand meiner Fragen daas Journaling ausprobierst, oder beides kombinierst, die 7 Impulse wirken kraftvoll.
Ich selbst führe heute immer und täglich ein Journal und ich nehme es auch überall mit hin. Es ist Teil meiner Morgen- und Abendroutine. Es lenkt durch Fragen, die ich regelmäßig ändere, meinen Fokus auf das Positive in meinem Leben und darauf, was ich erreicht habe. Darauf gehe ich bei den 7 Impulsen genauer ein. Und ich liebe Bücher, die Journaling-Fragen integrieren, weil ich die Themen einfach so viel tiefer mit mir verbinde.
Was brauchst du für das Journaling?
Zuerst einmal brauchst du die Lust, dich selbst zu reflektieren, um dich besser kennenzulernen.
Das Journaling schafft einen Raum für den Dialog mit dir selbst.
Journaling ermöglicht dir, dich bewusster wahrzunehmen und dieses bewusstere Wahrnehmen führt dazu, dass sich die Qualität der Fragen, die du dir selbst stellst, erhöht.
Das macht dich empfänglicher für die bewusstere Wahrnehmung der Menschen um dich herum. Und das steigert die Qualität deines Führungshandelns.
Stell es dir vor, wie einen Stein, den du in einen See mit spiegelglatter Oberfläche wirfst. Der Stein ist schnell verschwunden, doch es bleiben die Kreis, die das Wasser zieht.
So wie ein Stein im Wasser, zieht das Journaling seine Kreise und verändert dein ganzes Leben
Wie bei dem Stein, geht es beim Journaling nicht um das Schreiben an sich, sondern es ist ein Anstoß für positive Gedanken und für eine bewusste Verbindung und Haltung dir selbst gegenüber.
Vielleicht hast du schon einmal einen Menschen erlebt, der sich sehr klar ausdrückte. Du hattest den Eindruck, er oder sie weiß genau, was sie will. Du warst faszininiert und begeistert von dieser Ausstrahlung, die eine natürliche Autorität beinhaltete, die dir angenehm war. Du hattest sehr schnell das Gefühl, diesem Menschen vertrauen zu können.
Diese Ausstrahlung kannst du durch das Journaling erwerben.
Für das Journaling brauchst du nicht viel. Es genügt ein schönes Notizbuch und ein Stift mit dem du gerne schreibst.
In meinem Buch „Ich mach mir die Schulleitung, wie sie mir gefällt“ endet jedes Kapitel mit Fragen, die das Thema vertiefen und persönlich zu dir in Beziehung setzen. Es sind Journal-Impulse. Du beschäftigst dich anhand dieser Fragen persönlich mit deinem Standpunkt zum Thema des jeweiligen Kapitels.
Und das ist so richtig intensiv und macht Spaß.
Um dir die Beantwortung dieser Fragen zu erleichtern, habe ich ein Entwicklungs-Journal erstellt mit über 30 Seiten, das du zum Buch dazubekommst.
Natürlich kannst du auch einfach ein Buch mit leeren Seiten nehmen, wenn dir das angenehmer ist.
Beim Journaling fokussierst du dich bewusst auf deine Gedanken und Gefühle und nimmst deine persönliche Sichtweise und dein persönliches Empfinden in den Blick. Davon ausgehend möchte ich dir folgende 7 Impulse geben:
7 Impulse warum Journaling einfach gut für dich ist:
1. Du nimmst auch die kleinen Schritte wahr
Oft setzen wir uns, gerade beruflich Ziele, doch die kleinen Schritte, die kleinen Erfolge merken wir gar nicht. Kaum ist ein Ziel erreicht, kommt das nächste dran und unbemerkt reihen sich unsere Erfolge aneinander, ohne wertgeschätzt zu werden.
Das Journaling hilft durch die regelmäßige Reflexion deines (Führungs-) Handelns, dass du Deine ERFOLGE, auch die kleinen anerkennst.
2. Du wirst achtsamer
Journaling wirkt entschleunigend und das führt dich eher in dein eigenes Tempo. Vielen Menschen an Schule geht es so, dass sie das Gefühl haben im Schweinsgalopp unterwegs zu sein. Doch das laugt uns aus und führt auch zu keinen nachhaltig guten Ergebnissen. Journaling nimmt Tempo raus und nimmt den Spruch ernst „Wer es eilig hat, soll einen Umweg gehen.“
3. Deine Lebensqualität erhöht sich
Du lernst, dir selbst gute Fragen zu stellen und gute Fragen erhöhen die komplette Qualität deines Lebens! Es stimmt, ich habe es selbst ausprobiert. Es geht weniger, um gute Antworten im Leben, es geht mehr um gute Fragen. Und wie bei allen Themen, werden wir besser, wenn wir Zeit investieren und das Schöne ist: Journaling ist so richtig schöne, ruhige und angenehme Zeit. Du bist alleine mit dir selbst. Das ist wertvoll und hat echte Qualität.
4. Du nutzt die Kraft der Dankbarkeit
Wenn du dankbar bist für die kleinen und großen Dinge in deinem Leben, für deine eigene Entwicklung und auch für den leckeren Apfel, den du gerade gegessen hast, dann shiftest du deine Enrgie vom Mangel in die Fülle.
Das wirkt nicht nur auf dich, sondern auf dein ganzes Umfeld. Es steckt sozusagen an. Probiere es aus!
Ich erlebe es jeden Tag, dass Energie ansteckt
Schulleiter*innen, die bei mir Coaching machen, sagen immer wieder am Ende unseres Treffens, dass sie mit wesentlich mehr Energie gehen, als sie gekommen sind, obwohl wir ja intensiv an ihren Themen gearbeitet haben. Ich erlebe es jeden Tag, dass Energie ansteckt.
5. Du stellst dir positive Fragen
Du kennst es sicher, genauso wie ich, du stehst vor einem Problem und denkst über eine Lösung nach und du siehst überall nur Bäume. Nähere dich deinem Problem doch mal mit Fragen und das geht im Journaling so wunderbar und besonders gut eignet sich die „7 Mal Warum-Methode“. Wenn du also das Problem kurz aufschreibst, fragst du dich immer wieder „warum“. Das lässt dich tief in das Thema einsteigen und die Lösung wird greifbar.
6. Du setzt deine kreative Energie frei
Eine Übung mag ich besonders gerne, sie kommt auch in meinem Entwicklungs-Journal vor. Es ist die Übung 5 und es geht dabei darum, dass du dir einen Timer stellen kannst, zum Beispiel über 10 Minuten und zu einem Thema, das dich gerade beschäftigst, alles in dein Journal schreiben kannst, was dir einfällt. Wichtig ist, dass du dabei richtig in den Schreib-Flow kommst und nicht aufhörst zu schreiben. Wenn du also nicht mehr weißt, was du schreiben sollst, schreibst du, ich weiß gerade nicht, was ich schreiben soll. Dann fällt dir sicher gleich ein neuer Aspekt ein. Nutze dieses kreative Tool gerne und regelmäßig angewendet, wird es immer leichter damit zu erstaunlich unerwarteten Aspekten zu kommen.
7. Setze dir eine starke Intention für den Tag
Eine Intention ist eine Absichtserklärung, sie fokussiert deine Aufmerksamkeit.
Kennst du den Satz „Energy flows where your fokus goes.“ Wo der Fokus liegt, da fließt die Energie.“
Die Impulsfrage ist: „Worauf möchte ich mich heute fokussieren?“
Folgende Beispiele sollen dir als Anregung dienen, worauf du deinen Fokus ausrichten kannst:
Seetze dir eine starke Intention für den Tag
Gestalte dir die Atmosphäre beim Journaling so angenehm wie möglich. Mache dir einen Tee und setze dich an deinen Lieblingsplatz. Gönne dir die Ruhe und du wirst staunen, wie sich dein Erleben intensiviert.
Und denke daran, jeden Tag bekommst du ein kleines neues Leben geschenkt. Wenn du diesen neu geschenkten Tag dafür benutzt, ihn zu deinem Lieblingstag zu machen, wirst du dein Lieblingsleben führen.
Und das Journaling kann dabei ein Unterstützungs-Edelstein sein, der deinem „Lebens-Wasser“ Tiefe und Klarheit gibt.
Und 6 Fallen, in die du als Schulleiter*in auf keinen Fall tappen solltest…
Kennst du das?
💥 Du bereitest eine Teamsitzung so richtig gut vor, aufwendig gestaltete Plakate laden zum konstruktiven Austausch ein, aber dein pädagogisches Team diskutiert, ob das Vorgehen passend ist
💥 Du nimmst deinen Mitarbeiter*innen ab, was du nur kannst, aber du hast das Gefühl, es reicht nie
💥 Egal welche klitzekleine Aufgabe du delegierst, dein pädagogisches Team jammert und ist überfordert
💥 Du fühlst dich wie ein Prellbock, egal was du tust, du kannst es nicht richtig machen?
Dann kann es daran liegen, dass dir nicht bewusst ist, in welcher Teamphase dein pädagogisches Team gerade steckt.
Jedes Team durchläuft diese Phasen, das ist ganz normal und beginnt auch wieder von vorne, wenn sich die Teamzusammensetzung ändert.
Die vier Teamphasen
Folgende Phasen sind das:
Phase 1: Die Formingphase
Das ist die Phase des Kennenlernens.
Die Mitarbeiter*innen lernen sich gegenseitig, die Arbeit, die Kultur und die Erwartungen der Einrichtung kennen. Die Aufgabe der Teamsitzungen besteht darin, Strukturen zu erarbeiten und sich kleine Teilziele zu setzen, die für jeden machbar sind. In dieser Phase herrscht meist eine positive Atmosphäre. Jeder zeigt sich von der besten Seite und der Wunsch nach Zugehörigkeit ist groß.
Phase 2: Die Stormingphase
In dieser Phase, der Name sagt es schon, stürmt es.
Die Harmonie ist vorbei und die Teammitglieder*innen fangen an, die bisherigen Strukturen zu hinterfragen und sich teilweise auch von ihnen zu distanzieren. Das Streben nach eigenen Handlungsmöglichkeiten steht im Vordergrund. Die eigene Rolle wird ausgetestet und definiert. Plötzlich findet man seine Kollegen nicht mehr so nett, hinterfragt auch die Leitung. Es bilden sich Kleingruppen. Das Konfliktpotenzial ist hoch.
Phase 3: Die Normingphase
Jetzt wird es wieder ruhiger.
Die einzelnen Mitarbeiter*innen entwickeln klare Rollenprofile und organisieren ihre Aufgabengebiete. Die Regeln des gegenseitigen Umgangs sind erneut Thema und werden klarer formuliert. Jetzt ist es and er Zeit gemeinsame Ziele zu erarbeiten und die Umsetzung zu planen.
Phase 4: Die Performingphase
Wie der Name schon sagt, wird in dieser Phase performt.
Bei den Mitarbeiter*innen stellt sich ein Gefühl der Sicherheit, bezogen auf ihre Position und auf die Bewältigung der Aufgaben ein. Nun können sie sich individuell entfalten, ihre eigenen Stärken und Erfahrungen in die Teamarbeit einbringen und die Leistung des Teams damit steigern und erweitern. Es bildet sich ein Wir-Gefühl aus. Der Identifikationsprozess führt dazu, dass gemeinsame Ziele formuliert und erreicht werden und diese Zielerreichung erhöht wiederum die Identifikation mit der Gruppe.
Wenn du als Schulleiter*in oder Vorstand diese Teamphasen kennst (nach Tuckmann), kannst du sie als analytisches Beobachtungstool nutzen.
Du kannst das Verhalten deiner Mitarbeiter*innen den einzelnen Teamphasen zuordnen und das hilft dir auf zweierlei Ebenen:
1. Um das Verhalten als normal zu begreifen. Das verhindert, dass du genervt davon bist, oder es sogar persönlich nimmst. Du gehst damit analytisch und professionell um und hälst dadurch eine gewisse Distanz. Du weißt, dass jede Phase vorübergeht und das pädagogische Team sich hin zu einem funktionierenden Team entwickeln kann und entwickeln wird.
2. Du kannst deine Mitarbeiter*innen dabei unterstützen, die Teamphasen schneller zu durchlaufen und zügig ins Performing zu kommen. Keine Teamphase kann übersprungen werden, doch durch bewusstes und gezieltes Führungshandeln unterstützt du dein Team durch die Phasen gut durchzukommen und das Wir-Gefühl stellt sich schneller und nachhaltiger ein.
Als ich Schulleiterin war, kannte ich diese Teamphasen leider noch nicht. Ich habe mein Bestes gegeben, um eine gute Schulleiterin zu sein, meine Mitarbeiteer*innen zu sehen, ihnen zuzuhören und zu sie zu verstehen, so gut ich das eben konnte. Ich strengte mich richtig an, eine gute und verständisvolle Schulleiiterin zu sein, dennoch nörgelten meine Mitarbeiter*innen und ich hatte das Gefühl, dass ich nichts richtig machen konnte. Es war sehr schwierig konstruktiv mit meinem Team zu arbeiten. Heute weiß ich, dass mein Team in der Stormingphase war und gleich erläutere ich, was sie gebraucht hätten. Für mich fühlte es sich so an, als ob es gegen mich persönlich ginge und ich fühlte mich immer wieder angegriffen. Das Gefühl, es meinem Team nicht recht machen zu können, war für mich sehr unangenehm. Ich wünschte mir, dass wir Hand in Hand arbeiten könnten und endlich gemeinsam zielorientiert ins konstruktive Arbeiten kämen. An manchen Tagen war ich, ehrlich gesagt, richtig frustriert und auch ein bisschen persönlich beleidigt.
Das tut mir jetzt im Nachhinein sehr leid. Ich hatte nicht gelernt, dass dieser Prozess normal und wichtig war. Es hätte mir so einiges erspart. Mir wäre klar gewesen, was ich tun kann. Intuitiv tat ich das Richtige, es dauerte aber wesentlich länger, als wäre der Prozesss bewusst von mir geleitet worden.
Es hat aber auch eine gute Seite, denn die meisten Schulleiter*innen mit denen ich arbeite, haben Teams in der Stormingphase. Und da ich genau weiß, wie es ist so ein Team zu leiten und diese schwierige Phase auszuhalten, baue ich immer zuerst die Schulleitung auf. Denn es muss der Führungsperson gut gehen, dann kann sie gut für ihr Team da sein. Das habe ich ja am eigenen Erleben lernen dürfen und das kann man nicht aus Büchern lernen. Es ist sehr wertvoll, es selbst erlebt zu haben.
Doch woran liegt es, dass so viele pädagogische Teams in der Stormingphase hängen?
Es liegt am Personalmangel, am Personalwechsel, an fehlenden Strukturen und leider auch an fehlender oder falscher Führung.
Was kannst du also tun, um deine Mitarbeiter*innen möglichst optimal zu begleiten und sie möglichst schnell in die 4. Phase, also der Phase in der konstruktive, befriedigende Zusammenarbeit möglich wird zu führen?
Das richtige Führungsverhalten hängt ab davon, in welcher Phase das Team ist:
Gehen wir die Phasen also noch eeinmal durch und schauen wir uns an, in welcher Phase welches Führungsverhalten passend und wichtig ist:
🌱 In der Formingphase ist deine Rolle sehr aktiv und präsent. Es ist hier wichtig jeden Einzelnen zu beobachten und durch Aktionen in Form von Gruppenarbeiten oder gemeinsamem Austausch oder Gruppenbildungstools zusammen zu führen, damit sie sich kennenlernen können.
Du setzt folgende Werkzeuge ein: Aktives Zuhören und eine klare Definition der Aufgabengebiete.
Was bedeutet das konkret? Du begleitest und moderierst in dieser Phase dein Team, fragst nach, ob Arbeitsabläufe klar sind, hörst aktiv zu und bist für jeden präsent und ansprechbar. Das gibt Sicherheit und führt deine Mitarbeiter*innen zügig in die 2. Phase.
🌱 In der Stormingphase bist du so richtig herausgefordert, denn du musst der Fels in der Brandung sein. Das Team braucht einen „Prellbock“, an dem es sich abarbeiten kann und das bist meistens DU. Und vergiss nicht: All das Meckern und Fordern gilt NICHT DIR PERSÖNLICH, sondern Deiner Rolle als Führungskraft.
Hier bin ich oft für meine Coachees da und tröste und fange auf. Das ist meine Aufgabe als Coach und Beraterin.
Dein Team ist nämlich unsicher und braucht Strukturen, Regeln und Klarheit.
Je sicherer du bist und je klarer, desto schneller habt ihr diese nervenaufreibende Phase hinter euch gebracht. Wenn Du jedoch unsicher bist, werdet ihr sehr lange in der Stormingphase verweilen und Dein Alltag ist sehr anstrengend.
Also sei selbstbewusst, stell Dich zum „Abarbeiten“ zur Verfügung (nochmal: es ist ja nicht gegen Dich persönlich!), gib Raum und Zeit für Gespräche, gib kleine Impulse, denn mehr geht in dieser Phase noch nicht und schaffe klare Rahmenbedingungen.
Gemeinsam können wir diese individuell für dich erarbeiten.
Du möchtest ein neues Projekt auf die Straße zu bringen, einige Aufgaben delegieren oder du möchtest, dass deine Mitarbeiter*innen mehr Eigenverantwortung zeigen?
Das wird in der Stormingphase nicht funktionieren! Also lass es, es verlängert nur das Stroming und erhöht den Frust auf allen Seiten.
Aber hole dir doch Unterstützung. Es gibt sicher noch andere Mitarbeiter*innen, die auch Felsen in der Brandung sein können. Damit meine ich zum Beispiel Menschen, die schon lange an der Schule sind, die Abläufe gut kennen und eine ruhige und stabilisierende Art haben. Diese können ebenfalls Sicherheit geben und wie ein Leuchtturm die neuen Mitarbeiter*innen durch den Teamprozess, wie durch einen dichten Nebel führen und sofort merken, wenn sie sich zurückziehen können, weil nun die Abläufe und die Strukturen im Prinzip bekannt sind.
Folgende Idee finde ich absolut sinnvoll:
Stelle doch am Schuljahrsbeginn, wenn neue Mitarbeiter*innen zum Team dazukommen, diesen jeweils einen Mentor/ eine Mentorin zur Seite. Oder stelle in Kleingruppen mehrere neue Mitarbeiter*innen mit ein bis zwei Mentor*innen in Kleinteams zusammen. Die Mentoren kennen die Organisation und die Strukturen und können viele Fragen beantworten. Gegebenenfalls können sie auch an die Leitung verweisen, wenn sie keine Antwort auf eine Frage haben. Aber viele Fragen werden sie beantworten können. Das wirkt für dich als Schulleitung entlastend und erhöht die Verantwortung der Mentor*innen (das kann dazu führen, dass diese ihren Job motivierter und befriedigender erleben).
Diese Maßnahme stabilisiert und kann ebenfalls die Stormingphase für alle verkürzen.
🌱 Wenn Dein Team dann in die Normingphase kommt, kannst Du Dich langsam zurückziehen und delegieren, denn Dein Team ist jetzt in der Lage eigenverantwortlich zu arbeiten. Trotzdem ist es wichtig nah an den Mitabreiter*innen dran zu sein und sie regelmäßig zu fragen, wie es ihnen geht und ob sie Fragen oder besondere Herausforderungen haben.
Das motiviert sie, denn es ist ein wichtiges Grundbedürfnis, dass die eigene Arbeit gesehen und anerkannt wird.
🌱 Und wenn Dein Team performt, dann kannst Du Dich voll auf andere Aufgaben konzentrieren, denn dein Team arbeitet ziel- und lösungsorientiert und das gefühlt alleine. Du kannst neue Projekte anstoßen, Aufgaben delegieren und die Ideen werden nur so fließen.
Denk daran, dass das Wir- Gefühl dennoch kein Selbstläufer ist. Plane immer wieder Klärungs- und Teambildungsprozesse ein. Das können ganz kurze Phasen sein, die aber wichtig sind, um die gemeinsame Kultur zu festigen.
Und nun komme ich in diesem Zusammenhang zu 5 Fallen, die du unbedingt meiden solltest, damit dein pädagogisches Team in die Arbeit kommt.
Es kommt in der Praxis immer wieder vor, dass die Leitung das pädagogische Team unbewusst behindert.
Das klingt widersinnig?
Ja, das ist es auch und trotzdem kann ich aus meiner praktischen Erfahrung berichten, dass es vorkommt.
Folgende 6 Fallen solltest du als Schulleiter*in unbedingt vermeiden, damit dein Team in die Arbeit kommt :
1. #Widersprüche
Die Schulleitung sendet Botschaften aus, die sich widersprechen. Auf der einen Seite fordert sie zum Beispiel Eigenständigkeit ein und auf der anderen Seite kontrolliert sie und möchte bei jeder Kleinigkeit gefragt werden. Den Mitarbeiter*innen erscheint das ohne Konzept, sie wissen nicht woran sie sind.
Sei transparent!
Mache als Schulleiter*in also genau klar, wo die Entscheidungskompetenz der Mitarbeiter liegt und wann du gefragt oder informiert werden möchtest. Nur dann wirst du ein selbständiges Team bekommen!
2. #Gebrauchtwerden
Die Schulleitung hält es nicht aus, wenn sie nicht mehr vom Team gebraucht wird und dadurch kommt das Team nie aus der Stormingphase heraus. Das ist definitiv der falsche Weg und zeugt von einem Mangel an Selbstbewusstsein!
Hab den Mut, klar und konsequent zu führen, denn das braucht Dein Team, um arbeiten zu können!
3.#FehlendeStrukturen
Die Strukturen sind unklar und/oder gar nicht vorhanden.
Schaffe klare Strukturen, damit die Organisation des Alltags nur so viel Zeit einnimmt, wie im Minimum nötig ist. Nutze die gewonnene Zeit für die Teamentwicklung und die Schulentwicklung.
Das motiviert und schafft Teamgeist und Zufriedenheit! Seid stolz auf das Erreichte, indem ihr zum Beispiel Best-Practise-Formate regelmäßig (ritualisiert) in eure Teamsitzungen integriert und lebt die Fehlerfreundlichkeit, indem ihr offen eure Fragen, euer Nichtwissen und eure Verfehlungen beleuchtet und voneinander und miteinander lernt und wachst. Sorge als Schulleitung dafür, das Zusammensein angenehm und leicht ist und nicht durch ständiges Organisieren verstopft.
4. #Unzuverlässigkeit
Eine weitere Falle ist es, wenn die Schulleitung keine klare Linie hat, sondern unsicher rumprobiert und damit nicht offen umgeht, sondern die souveräne Leitung spielt, ohne diese Rolle ausfüllen zu können. Dann wirkt die Leitung unzuverlässig und verliert den Respekt und die Verlässlichkeit. Das pädagogische Team beginnt für sich selbst zu Lösungen zu kommen und umgeht die Leitung, wo es nur möglich ist. Das ist sehr tragisch und kann zu einem sehr unguten intransparenten ja zerrütteten Arbeitsklima führen. Sei zuverlässig! Sorge dafür, dass man weiß, woran man bei dir ist.
5. #FehlendeQualitätsmaßstäbe
Es ist wichtig klar zu machen, wo die Erwartungen an die Mitarbeiter*innen liegen. Was ist das Minimum, das jeder an Qualität leisten muss? Was ist die Aufgabe des pädagogischen Teams? Unterstützt man sich gegenseitig zu besserer Qualität zu kommen oder beäugt man sich, damit ja keiner mehr macht als der andere.
Sorge für ein leistungsorientiertes Arbeitsklima, das von Wertschätzung und gegenseitiger Unterstützung und Rücksichtsnahme geprägt ist. Sorge dafür, dass TEAM für Teil Einer Ausgezeichneten Mannschaft steht!
6. #Bemuttern
Und jetzt fällt mir tatsächlich noch ein 6. Punkt ein, den ich selbst in einer sehr großen Schule erlebt habe. Die Schulleiterin war kurz vor der Pensionierung und ihr fehlte es nicht an Erfahrung, sollte man meinen. Ich lernte in diesem Gespräch, dass die Anzahl der Jahre absolut nicht entscheidend sind. Wenn du immer wieder das Gleiche machst, lernst du nicht genug dazu.
Diese 6. Falle ist besonders schwierig zu umgehen, diese Falle kommt nämlich sehr nett, umsorgend und entlastend daher. Ich meine die Falle, dass man als Leitung sehr verständnisvoll, sehr weich und fürsorglich ist und damit den Mitarbeiter*innen nicht ermöglicht über sich selbst hinauszuwachsen und sie in Umselbständigkeit hält. Diese Schulleiterin verstand alles, entschuldigte alles, sprang ein, wo sie konnte und übernahm alles, was niemand machen wollte. Ihr Team war ständig überfordert von allem Möglichen und traute sich selbst nichts zu. Weil ihre Schulleiterin ihnen nämlich auch nichts zutraute. Also die 6. Falle ist die Fürsorglichkeit.
Trau deinem Team das zu, was die Mitarbeiter*innen sich selbst noch nicht zutrauen, ermutige, fordere und fordere auch heraus. Dann lernt und wachst ihr gemeinsam!
Praxis ist ohne Theorie blind,
sagte schon Immanuel Kant und meine persönlichen Erfahrungen decken sich mit dieser Erkenntnis.
Es hängt ganz elementar von Dir und Deine selbstbewussten Führungskompetenz ab, ob Dein Team ins Arbeiten kommt.
Und dafür lohnt es sich, sich mit den vier Teamphasen zu beschäftigen. Ich sage also im Namen deines Team ganz herzlich DANKE, dass du bis hierher gelesen hast!
Man kann jede Erfahrung selbst machen, ich gebe dir die Abkürzung, damit du schneller ans Ziel einer persönlichen Leitung deiner Schule kommst! Dafür stehe ich!
Und wenn du merkst, dass dir meine Tipps helfen, du dir aber noch mehr Unterstützung bezogen auf deine persönliche Situation wünschst, dann nutze eine der folgenden Möglichkeiten:
☀️ Melde dich zum Online-Workshop Teamsitzungen effizient gestalten an. Klicke auf den Link, um zu sehen, ob du Glück hast und demnächst eine neue Runde startet:
Meine eigene Geschichte als Schulleiterin handelt davon, dass ich als Gestalterin meinte zu starten, schnell zu einer Funktioniererin wurde und wie ich schmerzhaft (im wahrsten Sinne des Wortes) wieder zum Gestalten zurückfand.
Ja, der Weg war keine Fahrradkette, nee das geht anders.
Was war der Weg, was half mir und wo stehe ich heute?
Sagen kann ich, dass es sich um einen sehr persönlichen Entwicklungsprozess handelte.
Ich lernte mich selbst besser kennen, merkte worauf ich empfindlich reagiere, wo meine Stärken liegen, welche Schwächen gnadenlos zugriffen und welchen Preis ich zahlte, persönlich zahlte.
Denn ich ging in den ersten beiden Jahren meines Lebens als Schulleiterin immer wieder über meine eigenen Grenzen, bewältigte mehr, als mir gut tat und wunderte mich, dass es mir keiner dankte. Wie auch, es war ja meine eigene persönliche Entscheidung.
In meinem Prozess eine gute Schulleiterin zu werden, die für sich sorgt, spielt die EULE eine wichtige, ja entscheidende Rolle.
Welche Rolle sie spielt und warum ich es ohne sie nicht geschafft hätte?
Lies weiter, du erfährst es hier!
In meinem vorhergehenden Blogartikel schreibe ich über die VUKA-Welt in der privaten Schule.
Ich werbe darum zu akzeptieren, dass die Zusammenhänge komplex sind und wir es aus der Haltung der Akzeptanz heraus gut schaffen können, dieser Komplexität durch tragfähige und individuelle Entscheidungen zu begegnen.
Das behaupte ich nicht einfach so, sondern mein Fachwissen wird ergänzt durch meine Erfahrung.
Was nach den besagten zwei Jahren passierte, in denen ich zu viel tat und über meine Grenzen ging, erzählte ich in „meiner Geschichte„. Es geht um meinen Unfall, der mich von den Beinen holte. Danach leitete ich noch weitere sechs Jahre eine private Montessori-Schule.
Zuerst alleine, dann mit Konrektorin, schließlich im Team der erweiterten Schulleitung. Unsere Schule entwickelte sich in diesen Jahren von einer Halbtagsschule, mit verschiedenen Betreuungsmodellen, ohne Jahrgangsmischung ab der 8. Klasse, hin zu einer voll durchgemischten inklusiv arbeitenden Ganztagsschule.
Das Changemanagement lag zu großen Teilen auf meinen Schultern.
Ich lernte beim Laufen, ich machte Fehler, kommunizierte unklar, machte Schleifen und feierte Erfolge.
Am Ende war alles gut und die Schule konnte mit tragfähigen neuen Strukturen stabil in eine gesicherte Zukunft schauen. So gesichert, wie das in der VUKA-Welt nur geht.
Was hat die EULE mit der Rolle der Schulleitung zu tun?
E-U-L-E
Die Eule ist ein Nachtvogel, er ist aktiv, wenn andere schlafen. Auch als Schulleiterin solltest du aktiv sein, und deine Antennen und Fühler auf Empfang ausrichten.
Warum?
Damit du nah an den Menschen bist, die dich brauchen, um frühzeitig Zeichen wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen.
Braucht es überhaupt eine Schulleitung?
Auch wenn eure Hierarchie flach ist, braucht es immer wieder dich, der du aus dieser Rolle heraus Entscheidungen trifft, die Kommunikationswege klärst und an das gemeinsam beschlossene Vorgehen erinnerst oder auch mal darauf bestehst.
Die Eule dreht außerdem ihren Kopf auf fast schon unnatürliche Art und Weise, sie hat einen unglaublich großen Wahrnehmungsradius. Das ist die Grundlage ihres Erfolges.
Sei als Schulleiter*in auch agil und aktiv.
Bewege deinen Kopf in jede Richtung.
Hinterfrage deine Perspektive, wechsle sie.
Denke dich in die Perspektive der Eltern ein, der Kolleg*innen, der Schüler*innen.
Frage sie nach ihrer Meinung, nach ihrer Blickrichtung. Danach was sie brauchen.
Mache es hier anders als die Eule.
Nutze deinen weiten Blickradius nicht, um deine Klauen in dein Opfer zu schlagen, sondern dafür, möglichst viele Informationen aufzusaugen, zu sammeln und neu zusammenzusetzen. Dann hast du eine gute und belastbare Grundlage für deine Führungsentscheidungen. Mache klar, wo du selbst entscheidest und wo eine partizipative Entscheidung möglich ist. Geht es also um das Mitspracherecht oder um das Mitentscheidungsrecht? Hier kannst du gar nicht deutlich genug sein.
Immer wieder werden diese beiden Begriffe falsch verstanden oder miteinander verwechselt.
Und jetzt zur E-U-L-E und also zu den Buchstaben ihres Namens:
Das E steht für ENTWICKLUNG
Um eine Leitungspersönlichkeit zu werden, gibt es keine Abkürzung. Du wachst nicht eines Morgens auf als Leitungspersönlichkeit, sondern du begibst dich auf den Weg und entwicklest dich Schritt für Schritt in diese Richtung
Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrung sind meine Wegbegleiter und eine innere Haltung, die anerkennt, dass es gut ist zu fragen, um viel zu erfahren, um Dinge zu verstehen, um zu lernen und von den Perspektiven, Sichtweisen und Erfahrungen der Menschen um mich rum zu profitieren.
Auf diesem Weg lernst du dich selbst besser kennen.
Fehler, Umwege und Kritik/Feedback sind deine Lehrmeister.
ENTWICKLUNG ist ein ganz wichtiger und entscheidender Aspekt auf dem Weg zu einer guten Schulleitung
U steht für UNABHÄNGIGKEIT
als Schulleitung möchten viele Menschen etwas von dir, die Eltern, die KuK, der Vorstand, das Schulamt, die Politik usw.
Mir fiel es besonders schwer, am Anfang meiner Zeit als Schulleiterin, wenn der Schülersprecher im Sekretariat wartete, wenn ich aus der Mittagspause kam. Denn ich hatte ein Problem mit dem Nein-sagen. Später freute ich mich riesig darüber wenn Schüler*innen den Kontakt zu mir suchten. Es war eine Kraftquelle für mich, mit ihnen in Verbindung zu sein.
Zu meinem Abschied als Schulleiterin habe ich eine ganz tolle Karte bekommen von der Schülersprecherin, bekommen, die mir viel bedeutet.
Immer wieder lese ich sie, sie ist ein wichtiger „Kraftstein“ für mich geworden.
Die Dankeskarte der Schülersprecherin bekam ich zu meinem Abschied im September 2019
Sie erinnert mich daran, wo ich herkomme.
Zurück zur Unabhängigkeit.
Bleib unabhängig!
Wenn jemand etwas von dir will, kannst du selbst entscheiden, wie du mit der Bitte oder Anfrage umgehst. Nicht jede Anfrage musst du annehmen und du musst auch nicht auf jedes Problem eine Lösung haben. Geh in die Beziehung, freue dich einfach, wenn Menschen etwas von dir möchten. Nimm dir Zeit, versuche zu verstehen, worum es dem Gegenüber geht. Mehr musst du nicht tun. In 95 Prozent der Fälle bist du nicht diejenige, die die Lösung finden muss.
L steht für LICHT
Die Eule steht für Weisheit. Da dieser Vogel auch in der Dunkelheit sehen kann, wurde lange Zeit angenommen, dass er mit seinen Augen Licht erzeugen kann.
Dieses Licht, welches der Vogel aus sich selber schöpft, dringt durch die Augen wie durch Fenster nach außen. Da Weisheit ebenfalls mit Licht in Verbindung gebracht wird („das Licht der Weisheit“, welches der Weise aus sich selber schöpft, und die Umwelt ihm nicht geben kann), liegt die Übertragung auf die Eulenvögel nahe und dichtete ihr diese Eigenschaft an.
Für mich steht LICHT bezogen auf die Schulleitung für zwei Dinge:
1. Praxis ohne Theorie ist blind
2. Du musst nicht alles ändern, aber mach das Licht an.
Was meine ich damit?
Es ist okay zu tun was du tust, zu entscheiden was du entscheidest, aber mach es bewusst. Mach dir bewusst was dahintersteht an Theorien und Prozessen, z.B. wenn eure Teamarbeit nicht effizient ist. Du musst es nicht ändern, oder sofort ändern, aber erkenne es an, sei ehrlich und mach dir die darunterliegenden Prozesse bewusst.
Das zweite E steht für ERRUNGENSCHAFT
Erkenne an, was du leistest und sei stolz darauf.
Das klingt so banal und ist doch so grundlegend und wichtig.
Immer noch haben wir eine Stimme im Kopf, die uns sagt, dass wir nicht über unsere eigenen Erfolge reden sollen.
Eigenlob stinkt.
Ein schwedischer Schulleiter erzählte mir mal, dass die schwedische Kultur das nicht kennt und er das als typisch deutsch empfindet.
Und ist das so??? Stinkt Eigenlob wirklich, also ist es schlecht für uns als Sozialwesen, wenn wir uns selbst loben?
Oder ist es ein Glaubenssatz, der uns davon abhält unsere Erfolge das das zu nehmen, was sie sind?
Als Erfolge, die uns stolz machen und eine Kraftquelle sind?
Obwohl ich denke, dass es ein Glaubenssatz ist, fällt es sehr selbst schwer meine Erfolge überhaupt zu sehen.
Ja, so ist es. Ich sehe sie nicht, sie sind für mich selbstverständlich.
Hier habe ich einen blinden Fleck.
Es ist der pure Wahnsinn.
Wenn du hier auch Betroffene oder Betroffener bist, habe ich einen erprobten Rat für dich:
Führe ein Erfolgstagebuch!
Ein Erfolgstagebich ist ein Buch, in das du deine Erfolge schreibst, zu einer festen Tageszeit odereinmal in der Woche, zum Beispiel immer am Freitag.
Damit du eine Leitungspersönlichkeit wirst, die ihre Errungenschaften kennt und benennen kann.
Deine Erfolge sind die Trittsteine auf denen du gehst.
Eine Eule ist ein weiser und eleganter Vogel.
Eine Eule kann praktisch regungslos mit dem Hintergrund verschmelzen.
Eine Eule kann fast lautlos durch die Luft gleiten.
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich das nie erreichen werde. Schon das Fliegen ist ein grundsätzliches Problem, da ich gar keine Flügel habe.
Andererseits geht es vielleicht doch, als Leitungspersönlichkeit kannst du von oben auf deine Schule schauen und sehen was da ist. Du kannst beobachten, lautlos wie die Eule und deine eigene Entwicklung sehen und die deines Teams.
Du kannst deine Unabhängigkeit wahren, das Licht anmachen und deine Errungenschaften feiern.
Mach es zusammen mit deinem Team!
Sei anders als die Eule, sei kein Einzelkämpfer.
Du schaffst das, woher ich das weiß?
Ich habe den Weg ausprobiert. Er trägt!
Und melde dich bei mir, wann immer du magst.
Genau für dich bin ich da, um dir Abkürzung und Räuberleiter zu sein.
Unsere Welt ist VUKA, das hören wir immer wieder und ich selbst, als Schulleiterin einer Montessori-Schule habe es immer wieder gehört, auf Vorträgen, bei Fortbildungen, in Fachgesprächen mit Kolleg*innen und was dachte ich mir?
Na und?
Was hat das mit mir zu tun.
Vielleicht steckte hier noch ein Glaubenssatz in mir, der lauten könnte „Schule tickt anders“ oder „Ich muss nur gute Strukturen aufbauen, dann wird alles leichter“.
Zum ersten Satz muss ich sagen, nein, Schule tickt nicht anders, sondern viele Menschen, die im schulischen Kontext arbeiten, haben diesen Glaubenssatz und kommen damit durch. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Und ich darf das sagen, weil ich selbst 20 Jahre als Teil des Systems Schule damit durchgekommen bin.
Und zum zweiten Satz möchte ich sagen: Ja, Strukturen geben Klarheit und sind deshalb sehr wichtig, genauso wie die Klärung von Verantwortungen. Sie sind aber die Basis, auf der man etwas Schönes bauen kann und haben keinen Selbstzweck.
Heute habe ich meine Glaubenssätze überwunden und ich bin absolut überzeugt davon, dass Schule VUKA ist. Wie sollte es auch anders sein, da sie ja Teil einer VUKA-Welt ist?
Und wovon ich noch überzeugt bin, ist dass ich gerne selbst als Schulleiterin diesen Artikel gelesen hätte, er hätte eine Abkürzung für mich sein können. Eine Räuberleiter hin zu einer früheren Akzeptanz der Komplexität dessen, was mich in meiner Schule, ja in allen meinen Schulen umgab.
Was ist nun VUKA?
Das V steht für Volatilität, das U steht für Ungewissheit, das K steht für Komplexität und das A steht für Ambiguität.
Volatilität bedeutet, dass sich unsere Welt sprunghaft verändert, von jetzt auf gleich, nicht langsam und stetig, sondern plötzlich und damit auch überraschend.
Die Veränderung kommt ungeplant, häufig und mit hoher Geschwindigkeit.
DAS Beispiel für eine sprunghafte Veränderung ist die Coronakrise. Plötzlich stellen sich die Bedingungen und Regeln, die bisher galten auf den Kopf, ein weiteres Beispiel die Flüchlingssituation.
Ungewissheit bedeutet, dass kein Mensch wirklich verlässliche Vorhersagen treffen kann, selbst nicht zu seinem eigenen Fachbereich.
Ein Beispiel aus dem schulischen Kontext ist der Lehrermangel. Plötzlich werden Quereinsteiger ohne jede pädagogische Ausbildung angeheuert. Ich finde durchaus,d ass die Quereinsteiger die Schule an vielen Stellen bereichern, wenn ich das vor einigen Jahren gehört hätte, dass es passieren wird, hätte ich abgewinkt und „ja, klar“ gesagt.
Die Ungewissheit führt zu Unsicherheit, noch ein U, das gerne mit der Ungewissheit in Verbindung gebracht wird.
Komplexität bedeutet, dass die Auswirkungen vorab nicht ausgerechnet oder konkret eingeschätzt werden können und auch die konkreten Ursachen oftmals unbekannt bleiben. Wenn wir vorschnell aus einem Ursache-Wirkungszusammenhang eine Kausalität ableiten, hilft uns das möglicherweise gegen die Unsicherheit, entspricht aber der Vielschichtigkeit des Zusammenhangs nicht. Ein Beispiel für eine komplexe Veränderung in Schule ist die Inklusion.
Ambiguität bedeutet dass die Welt, in der wir leben voller Widersprüchlichkeiten ist. Die Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz, also dem Akzeptieren von Widersprüchlichkeit ist eine wichtige Basisfähigkeit für Führungskräfte, also auch für Schulleiter*innen.
Ein Beispiel für Ambiguität ist auch wieder die Inklusion. Ich bin völlig davon überzeugt, dass alle Kinder das Recht haben sollten gemeinsam unterrichtet zu werden und dennoch habe ich erfahren, dass es manchen Kindern nicht gut geht an einer Regelschule und sie die Sondereinrichtung brauchen. Das ist eine Widersprüchlichkeit, die ich akzeptieren und in meine zukünftigen Überlegungen einplanen muss.
Wie kommen wir zu tragfähigen Entscheidungen, wenn unsere Welt so unsicher ist, so unüberblickbar und komplex?
Komplexität begegnet man durch komplexes Denken. Genauso wie wir für unsere Schüler*innen ein Umfeld gestalten, indem sie Selbständigkeit üben, um selbständig zu werden, lernen wir mit Komplexität umzugehen, indem wir in unsem komplexen Umfeld komplex denken lernen. Wenn wir warten, bis wir es können, sind wir im Stillstand und in der Sackgasse.
Der erste und sehr wichtige Schritt ist es, die Unsicherkeit und Komplexität zu akzeptieren.
Das ermöglicht so viel und ist so entscheidend.
Kannst du dir vorstellen, dass du im Regen tanzt, in so einem richtig starken Regen mit Wind und Windböen und du konzentrierst dich darauf nicht nass zu werden?
Wie aussichtsreich ist dieses Ziel wohl?
Selbst wenn es nach allen Regeln der Kunst nämlich SMART formuliert ist
Ähnlich aussichtslos ist es in unserer VUKA-Welt mit einfachen Lösungen, hierarchischen Strukturen oder fester Planung nicht nass zu werden.
Es funktioniert einfach nicht.
Also zuerst akzeptieren und dann lernen.
Lernen, wie man mit der Komplexität umgeht und das geht. Wie zeige ich dir gerne in meinem Coaching.
Schule ist volatil, ungewiss, komplex und ambivalent
Schule ist volatil, ungewiss, komplex und ambivalent, gerade Schule freier Träger sind komplexe Gebilde, die vielschichtig sind und um ein gutes und an vielen Stellen individuelles Rangehen ringt.
Wir suchen nach Lösungen, die der Komplexität der Situation der Familie, des Kindes, der Lerngeleiter*in oder dem Lernumfeld entspricht und verbringen viel Zeit damit nach individuellen Lösungen zu suchen. Und das ist gut so!
Weiter so, das ist richtig und wichtig.
Im Regen tanzen, ohne nass zu werden!
Tanz im Regen und werde nass dabei!
Es macht Spaß im Regen zu tanzen und dabei nass zu werden.
Das Gespräch mit einer Schulleiterin einer freien Schule in Bayern gab übrigens den Ausschlag für mich diesen Blogpost zu schreiben:
Es ging in unserem Gespräch um das Thema „Inklusion“.
Ich habe eine inklusive Ganztagsschule aufgebaut, bin Sonderpädagogin und schrieb in meiner Montessori-Schule sechs Jahre lang die Anträge für die Schulbegleitungsbewilligungen. Ich kann also sagen, dass ich viel Erfahrung habe.
Als Schulleiterin und als Inklsuionsbeauftragte habe ich in den Jahren zusammengerechnet über 1000 Gespräche geführt. Jedes Gespräch endete mit tragfähigen individuellen Entscheidungen. Wissen und Erfahrung verbinden sich also in meiner Person.
Zurück zum Beratungsgespräch mit der besagten Schulleiterin:
Meine Gesprächspartnerin umriss mir ihre Frage. Es ging um die Vorbereitung eines Elterngesprächs zum Thema „Beratung zur weiteren Schullaufbahn des inklusiv beschulten Jugendlichen“.
Ich stellte fast 10 Minuten nur Fragen, Fragen, die mir helfen sollten, die konkrete Situation vor Ort und die individuelle Situation der Familie zu verstehen. Fragen, die gleichzeitig meine Gesprächspartnerin näher zu einem Vorgehen, zu den nächsten praktischen Schritten führen sollte.
Du magst sagen, na und? 10 Minuten, du warst wahnsinnig schnell.
Ja, vielleicht, aber darum geht es mir nicht.
Worum es mir geht ist, die Frage, die sich in meinem Kopf bildete und sie machte mich wirklich betroffen: „Wenn du mit deiner Erfahrung so viele Fragen brauchst, wie kann man diesen Prozess denn überblicken, wenn man gar nicht weiß, welche Fragen wichtig zu stellen sind, weil die Erfahrung noch fehlt?“
Und du merkst gleich, ich war in diesem Moment noch nicht bereit die VUKA-Welt zu akzeptieren. Eine Seite in mir kämpfte noch dagegen an.
Weil es ein Prozess ist, der niemals abgeschlossen ist.
Zu akzeptieren, dass es keine schnellen, einfachen Lösungen gibt, die gleichzeitig tragfähig und individuell sind, ist ein lebenslanger Prozess.
Und dieser Blogartikel ist Teil meines Akzeptanzprozesses.
Danke, dass du ihn gelesen hast und schreibe mir gerne, wenn du Lust auf Austausch hast oder ich dir helfen kann, zum Beispiel dabei zu tragfähigen Entscheidungen zu kommen. In Akzeptanz der Komplexität.
Ich war erkältet und hustete etwas, was sich im Zug schon etwas komisch anfühlte. Waren doch die Zeitungen voll von Covid-19. Meine Kollegin kam aus Berlin und sie stieg in den ICE in Hannover, in dem ich schon seit Nürnberg saß.
Keine Umarmung, kein Händeschütteln.
Unsere Stimmung war gut, wir freuten uns darauf das „Beziehungslernen“ in eine weitere Schule zu bringen.
Gleichzeitig lag auf uns ein schwerer Mantel der Unsicherheit.
Viele Fragen gingen mir durch den Kopf
Würden zukünftige Weiterbildungen abgesagt?
War es verantwortungsvoll durch ganz Deutschland zu fahren und mit vielen Menschen im Zug zu sitzen, die vielleicht Skifahren waren und aus den betroffenen Gebieten einen stillen Begleiter, den Virus bei sich hatten?
War meine Erkältung wirklich eine einfache Erkältung, oder hatte ich selbst diese neue Gefahr in mir?
Ich war ja nirgendwo, wo ich mich hätte anstecken können, aber konnte ich mir dessen sicher sein?
Was bedeutete verantwortungsvolles Verhalten?
Wie sah verantwortungsvolles Verhalten aus, war mein Verhalten das Gegenteil?
Es schien sich etwas Großes anzukündigen, was schwer fassbar war, das spürten wir. Eine schleichende Bedrohung, die mit jeder Horrornachricht aus Italien näher an Deutschland ran kam.
Würde es uns persönlich betreffen? Vielleicht sogar unser Leben einschränken und/oder verändern? Der Gedanke, so absurd er mir an diesem Tag vorkam, sollte schneller zur greifbaren Realität werden, als ich mir das in diesem Moment im ICE noch vorstellen konnte.
Am nächsten Tag stand also die „Einführung ins Beziehungslernen“ für über 100 Lehrer*innen an und auch einige Schüler*innen waren an diesem Tag freiwillig in die Schule gekommen.
Die Arbeit mit dieser relativ großen Menschengruppe war herausfordernd und spannnend. Die Jugendlichen waren voll dabei und äußerten ihre Meinung sehr reflektiert. Ein Junge sagte: „Ich brauche zu meinen Lehrern eine vertrauensvolle Beziehung, dann kann ich gut lernen.“
Die Schüler*innen bereicherten die Diskussion
Wow, hier haben wir es, die Jugendlichen wissen oft doch mehr, als wir denken..
Nach dem Mittagessen leitete ich dann den Workshop „Beziehungsorientierte Elterngespräche“. Es waren nur Erwachsene da, klar das Thema war für die Kinder nicht so interessant.
Ich mag das Thema Elterngespräche, weil die Pädagog*innen viele Erkenntnisse haben.
Sie nehmen die Sichtweise der Eltern ein, beschäftigen sich mit ihren eigenen Erwartungen und Bedürfnissen und vergleichen diese mit denen der Eltern. Die Gespräche werden sofort besser durch meine Arbeit, denn eine empathischere und verständnisvollere Grundhaltung der Pädagogi*innen wird anbahnt und die Lehrer*innen übernehmen die Verantwortung für die Gestaltung der Gesprächsatmosphäre. Das ist eine fruchtbare Grundlage für eine Zusammenarbeit, die offen und respektvoll ist und der guten Begleitung des Kindes oder des Jugendlichen dient und ihn ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt.
Sätze, die uns zur Beziehung führen
Die ersten beiden Stunden arbeiteten wir konzentriert und produktiv. Es herrschte eine gute Atmosphäre und ein offenes Miteinander.
Die Stimmung änderte sich von jetzt auf gleich
Dann in der Pause veränderte sich die Stimmung plötzlich radikal. Die Luft knisterte und war mit einer Spannung aufgeladen, die ich mit allen meinen Sinnen spürte: Eine Lehrerin hatte eine Pressemitteilung am Handy gelesen, in der die Presse Schulschließungen für Niedersachsen ankündigte. Die Meldung war inoffiziell und reißerisch und eigentlich nicht mehr als Tratsch im öffentlichen Raum.
Doch war etwas dran?
Die Lehrerin las vor: Die Landesregierung bereite eine landesweite Schulschließung vor, es gäbe noch keine offizielle Pressemitteilung, aber aus sicherer Quelle….
Ein Lehrer machte einen Witz darüber, was er alles tun würde, wenn er eine Woche keine Schüler hätte. Eine Kollegin antwortete: „Dann hängen wir einfach noch ein paar Tage Weiterbildung dran, nörig hätten wir es ja.“
Das Lachen der Kolleg*innen war nervös und spiegelte die unsichere Stimmung wider.
Was war da los?
Stellte sich unser Leben gerade auf den Kopf? Was konnten wir tun, um uns vorzubereiten?
Es legte sich ein bedrückendes Gefühl auf die Gruppe.
Ich hörte mich selbst, wie ich in lockerem Ton zu einer weiteren Tasse Kaffee einlud und das Kekstablett rum gab. Eigentlich war die Pausenzeit bereits vorbei. Konnte ich einfach zum normalen Weitermachen ermuntern, oder war das gerade unpassend. Während ich mich das noch fragte, kam eine Mitarbeiterin der Schulleitung in den Raum geplatzt. Am Ende der Workshopphase würden wir uns nun doch noch kurz im Plenum treffen.
Die Klärung der Verantwortung führte zum Thema zurück
Die Schulleiterin wolle etwas sagen zum Thema Schulschließung.
Gut, die Verantwortung und der nächste Schritt waren nun klar.
Das war für mich eine gute Gelegenheit zum Thema zurückzukehren.
Wie erleben Sie die Elterngespräche?
Die Konzentration vom Beginn erreichen wir nicht mehr. Dennoch gelang es mir und der Gruppe gemeinsam, uns in der verbleibenden Zeit auf die positiven Beispiele der resonanten Elterngespräche zu konzentrieren und die Zeit produktiv zu verbringen.
Das anschließende Treffen mit der Schulleiterin war kurz.
Sie konnte nichts sagen, machte aber klar wie die Informationswege laufen würden, wenn tatsächlich offizielle Infos der Landesregierung vorliegen würden.
Klar war, dass sie offizielle Anordnungen erwartete. Die Schulschließung wurde wieder ein kleines Stück realer.
Nach einer unruhigen Nacht, trat ich am nächsten Tag die Heimreise an.
Jetzt war mir klar, dass das erst mal meine letzte Zugfahrt sein würde, ich hielt Abstand am Gleis. Der ICE war so leer, dass es kein Problem war einen Platz für mich alleine zu finden. Anders sah das im Nahverkehr zwischen Nürnberg und Erlangen aus. Jeder Platz war besetzt, ich blieb mit meinem Koffer bei der Tür stehen.
Die geplante Fahrt zu einer Schule in Baden-Württemberg am nächsten Tag, sage ich gleich aus dem Zug heraus ab. Hier hatte ich bereits meine Definition von Verantwortung gefunden.
Zu Hause angekommen fand ich das Einkaufen etwas beunruhigend. So leere Regale hatte ich noch nie gesehen.
Generell arbeite ich ja sowieso meistensim Homeoffice und online. So dass ich meine Umstellung auf die neue Situation #stayhome recht sanft war.
Meine Coachings mit Schulleiter*innen
Bei meinen Coachings mit den Schulleitern änderten sich die Inhalte natürlich hin zum Krisenmanagement und zum Finden der eigenen Position in dieser neuen Herausforderung.
Ein neuer Denk-Raum wird nötig
Mein Ansatz ist es durch Fragen zu unterstützen und den Denk-Raum zu eröffnen:
Wie kann ich als Schulleiter*in meine Verantwortung definieren?
Wie kann ich eine Minimumlinie ziehen, wie oft ein Kind etwas von seinem Lehrer hört: ist der persönliche Kontakt einmal in der Woche ausreichend?
Wir kennen unsere Schüler*innen so gut, wir wollen individuelle Begleitung auch im Homeschooling hinbekommen. Wie können wir das machen?
Was sagt der Elternbeirat, haben wir gemeinsam gute Ideen, die zu uns passen?
Haben wir Familien in prekären Sitautionen an unserer Schule, die wir besonders unterstützen sollten?
Kreativität und ungewöhnliche Ideen fern von den gewohnten Kommunikationsstrukturen sind hier gefragt und ich helfe gerne beim Suchen und Finden neuer Wege.
Der erste Schritt ist es außerhalb der gewohnten Denkstruktur zu sein, denn Schule hat sich jetzt neu zu erfinden.
eine ganz neue Situation
Dazu werde ich in meinem nächsten Blogpost etwas sagen.
Schließen möchte ich diesen Artikel mit einem Zitat aus dem Rahmenlehrplan des Landes Berlin/Brandenburg.
Es passt zu gut:
„In dem Maße, in dem sich die Welt verändert, in der wir leben, verändert sich auch die Sicht darauf, was und wie Schülerinnen und Schüler lernen sollen, damit sie ihren Weg gehen können.“
Sandra Scheeres (Bildungssenatorin Berlin) im Vorwort der RLP Berlin/Brandenburg
In diesem Sinn, lasst uns Veränderung leben und mit ihr in Bewegung bleiben, das führt zu Resilienz und Zukunftfähigkeit.
Als ich die Schulleitung einer privaten Montessori-Schule übernahm, war ich noch recht neu an der Schule.
Ich hatte ein Jahr vorher als Klassenlehrerin einer Primarstufenlerngruppe dort begonnen. Vorher hatte ich mein Montessori-Diplom gemacht und bereits an vier verschiedenen sonderpädagogischen Einrichtungen gearbeitet. Eine Weiterbildung zur Schulleiterin begann ich zeitgleich mit dem Job.
Kinder stark werden lassen, ist mir wichtig
Ich fühlte mich eigentlich recht gut vorbereitet, da ich es gewohnt war, in neue Aufgaben einzufinden. In meinem ersten Jahr an der Montessori-Schule hatte ich außerdem eine intensive und gute Qualitätsmanagement-Fortbildung des Landesverbandes Bayern besucht und das gab mir eine gewisse Grundlage, meinte ich.
Die Fülle von
Aufgaben traf mich unvorbereitet
Worauf ich nicht
vorbereitet war, war die Fülle der Aufgaben, die ich als
Schulleiterin hatte. Es war unvorstellbar und sie kamen ungefiltert,
ob wichtig oder dringend, geplant oder akut auf mich zu. Ich fühlte
mich wie ein Autist, der nicht filtern kann und ungeschützt dem
Strom der Reize gegenübersteht und ich glaube, so war es auch zu
Beginn. Ich hatte keinen inneren Schutz, keine Methode oder ein
Organisationstool, um die Aufgaben anzugehen.
Ich hatte so
viele Themen zu bewältigen, dass die Zeit zur Priorisierung fehlte.
Das klingt als wäre ich schlecht organisiert, was nicht der
Fall ist.
Dank des „Eisenhower-Prinzips“ lernte ich langsam und nach und nach zwischen wichtigen und dringenden Aufgaben zu unterscheiden und priorisierte meine Aufgaben konsequent. Mit den Kategorien wichtig und dringend kam ich sehr gut klar. Immer wieder vernachlässigte ich aber dieses System und fiel in meine alte Haltung zurück, „first come first serve“. Das waren dann Tage und Wochen, die mich sehr forderten. Ich hatte ja die ersten Jahre keine Konrektorin und machte praktisch zwei Jobs gleichzeitig.
Spontanität –
eine große Herausforderung
Herausfordernd war es auch, nach erstellten Plan, diesen jederzeit beiseite zu legen, da spontane Aufgaben meine Aufmerksamkeit erforderlich machten. Und das war im Alltag des Schultages viele Male täglich nötig, vor allem zu Beginn. Ich bin ein sehr flexibler, offener und zugewandter Mensch. Dennoch brachte mich das immer wieder an meine Grenzen, da das Eindenken in eine Aufgabe sehr lange dauert, das rausreißen hingegen ganz schnell geht. Wahrscheinlich kam ich in Wahrheit deshalb an meine Grenzen, weil ich offn war und also auch alle Aufgaben erst mal annahm. Das „Nein-Sagen“ lernte ich erst mit der Zeit.
So kam ich nach
kurzer Zeit zu dem Satz: „Schulleitung ist, einen Plan zu machen,
der gut ist und dann wieder einen Plan zu machen, der gut ist,
nachdem du das Spontane bearbeitet hast“.
Woran lag es, dass die Kollegen, Eltern, Schüler, die Verwaltung und alle, die ihre wertvolle Zeit großzügig einsetzten, um als ein Rädchen im Uhrwerk unserer Montessori-Schule das große Ganze am Laufen zu halten, so oft die Zeit und Aufmerksamkeit der Schulleiterin benötigten?
Es lag, denke ich daran, dass wir ein großes Team waren, das aus insgesamt (Grundschullehrer, Mittelschullehrer, Realschullehrer, Gymnasiallehrer, Sonderpädagogen, Erzieher, Sozialpädagogen, Diplompädagogen, Heilpädagogen, Kinderpfleger), wir verschiedene Montessori-Ausbildungen im Haus hatten, die Fach- und Methodenkompetenz und die Berufserfahrung sehr verschieden ausgeprägt war und außerdem die Schule so schnell gewachsen war. Das multiprofessionelle Arbeiten war recht neu und wir hatten alle noch nicht so ganz. unseren Platz. gefunden.
Der Schulleitungswechsel bedeutete Stress für alle
Dass ich als Schulleiter*in neu war, war ein großer Unsicherheitsfaktor. Eine unsichere Situation für uns alle.
Und ich ließ es zu
Mein Selbstverständnis war, dass ich hilfreich sein wollte für meine Kolleg*innen. Und zwar möglichst sofort, wenn sie meine Hilfe brauchten. Mein Tür war immer offen.
Ein Anspruch, den ich an mich selbst stellte.
Und dieser Anspruch half mir in der planvollen Bearbeitung meiner Aufgaben natürlich nicht.
Doch betrachtete ich diese Unterbrechungen ebenfalls als meine Aufgabe und nicht als eine Störung. Er half mir also sehr, um bei meinem Team zu sein und mich für sie einzusetzen und für sie stark zu machen.
Während ich diese Worte schreibe, denke ich, dass das eine schönes und ehrenvolles Leitungsverständnis ist.
Dennoch weiß ich heute, dass es nur wenige Dinge gibt, die wirklich sofort geklärt werden müssen.
Mein Team lernte nach und nach die Bedürfnisse aufzuschieben oder einfach selbst zu lösen. Dem ersten Impuls sich Hilfe zu holen gibt man sehr leicht nach, das kenne ich selbst. Es ist mehr eine Frage der Gewohnheit.
Was mir wichtig war:
der Kontakt zu meinen Kolleg*innen
Ich wollte den
menschlichen Kontakt. Das war mir einfach wichtig und das war auch
okay.
Später lernte ich
andere Wege und die sofortige Beantwortung der Fragen fand neue Wege.
Das war der
verantwortungsvollere Weg, denn ich brachte mein Zeit nun tatsächlich
zur Bearbeitung der Schulleitungsaufgaben auf.
Als Schulleiterin
gab ich Sicherheit
Eine sehr wichtige
Aufgabe war es und das verstand ich erst sehr viel später,
Sicherheit zu geben und in unsicheren Situationen eine Richtschnur
und ein Ruhepol zu sein.
Es war sehr
spannend, was passierte, als ich in meinem zweiten Schulleitungsjahr
einen Unfall hatte und 6 Wochen krank geschrieben war.
Es kam zu richtig
viel Unruhe in der Schule. Nicht sofort, mehr schleichend und nach
und nach. Das äußerte sich durch vermehrte Konflikte zwischen den
Kindern, durch eine erhöhte Anzahl an Beschwerden von Eltern und an
einem Freitagnachmittag hatten wir eine richtige Krise
Die Krise kam am Freitagnachmittag und schockierte uns
Heute kann ich
darüber schmunzeln, aber damals war es eine sehr schwierige
Situation und wir konnten sie bis heute nicht klären.
Was war passiert? Als der Hausmeister am Freitagnachmittag durch die Schule ging, um zu sehen, ob alle Fenster zu sind, bemerkte er an einer Wand ein besonderes Kunstwerk.
Es war ein mit Edding aufgemalter Penis. Oh Schreck!
Er hielt inne, verblüfft und schockiert.
Als er nach einem lange andauernden Schockmoment den Blick hob, sah er wenige Meter entfernt auf dem Fußboden einen zweiten, kleineren. Der nächste war an der Tür zum Musikzimmer zu finden.
Insgesamt waren es über 40 „Kunstwerke“, die in der ganzen Schule verteilt waren und sogar auf der Straße davor noch ein besonders großes.
Das war eine massive Sachbeschädigung und wir riefen eine Krisensitzung ein.
Ich kam aus meiner Krankheit heraus dazu.
Es war uns nicht möglich zu ermitteln, aus wessen Feder die Kunstwerke stammten. Nun war klar, dass wir es mit einer besonderen Situation zu tun hatten.
Wichtig war uns, deutlich dazu mit den Kindern und Jugendlichen zu sprechen, sie auch anzuhören, uns also als Gemeinschaft zu überlegen, wie wir mit der Situation umgehen wollten und wie wir darüber reden wollten.
Unser sehr fähige Hausmeister entfernte alle 40 Kunstwerke.
Heimlich nenne ich ihn seit diesem Freitag den „Tatortreiniger“.
Gemeinschaft stärken
Mehrere Schüler*innenversammlungen stärkten unsere Gemeinschaft und vermittelten Sicherheit. Wir sprachen offen mit Eltern und Kindern. was passiert war und überlegten gemeinsam, wie wir das Vertrauen in unsere Gemeinschaft wieder aufbauen könnten. Unser Ziel war, eine starke Gemeinschaft zu sein, die gemeinsam nach vorne blickt.
Leitung und Sicherheit gehören zusammen
Und wir lernten alle, dass ich als Schulleiterin einen großen Teil der Sicherheit in der Schule vermittle. Wenn ich länger krank bin, hinterlässt das Spuren. In unserem Fall ganz besondere Kunstwerke, auf die jede Schule lieber verzichtet. Oder?
Ich wollte mich
nicht festlegen, lieber locker und frei sein.
Ziele verband ich
mit dem Gegenteil.
Dann wurde ich
Schulleiterin und merkte, wenn ich gut sein will, muss ich
sorgfältig planen und Ziele setzen.
Da ich das wollte, also meinen Job gut machen, begann ich Ziele zu meinen besten Freunden zu machen.
Ziele formulieren macht erfolgreich und glücklich
Heute habe ich
verstanden, dass Ziele essentiell wichtig sind, um ein glückliches
Leben zu führen.
Jedenfalls so, wie
ich Glück verstehe und für mich definiert habe.
Und jetzt der Reihe
nach.
Was ist ein Ziel überhaupt? Ein Ziel ist ein angestrebter Zustand, der in der Zukunft liegt und der durch entsprechendes Verhalten erreicht werden sollte.
Ziele richten den Fokus aus
Ja das klingt ja
ganz einfach und das ist es auch.
Sag, wo du
hinwillst, fokussiere dich darauf, dort auch hin zu kommen und du
hast deinen Kompass ausgerichtet. So einfach ist es.
Ziele zu formulieren
braucht dann schon wieder etwas Übung, jedenfalls wenn man sie SMART
formulieren möchte, was aus dem Projektmanagment kommt und absolut
Sinn macht.
Ziele sollten SMART
formuliert sein, was bedeutet das?
Das S steht für spezifisch, also genau formuliert.
Das M steht für messbar, man soll kontrollieren können, ob das Ziel erreicht wurde.
Das A steht für attraktiv, also motivierend für dich.
Das R steht für realistisch, also so gesetzt, dass du es auch erreichen kannst.
Das T steht für terminiert, also solltest du festlegen bis wann du dein Ziel erreicht hast.
Das kennen die
Lehrer*innen unter meinen Lesern gut, denn so haben wir gelernt
Lernziele zu formulieren. Ziele für andere festzulegen, halte ich
persönlich für unsinnig. Vor allem Lernen kann ja nur der Mensch
selbst. Von außen kann man nur günstige Bedingungen schaffen, aber
das ist ein anderen Thema.
Zurück zum Thema
Ziele setzen.
Bitte formuliere Ziele für dich, deine Arbeit, dein Team, deine Schule. Und du musst es ja nicht alleine tun, sondern gemeinsam in der erweiterten Schulleitung, mit dem pädagogischen Team und Strategieziele mit dem Vorstand.
gemeinsam formulierte Ziele geben Klarheit und wirken wie ein Windstoß im Rücken
Nur dann wirst du auch etwas erreichen und nur dann wirst du auch merken, dass du etwas erreicht hast.
Ziele schriftlich festhalten
Tue es schriftlich,
denn es ist nachgewiesen, dass schriftlich formulierte Ziele sehr
viel wahrscheinlicher erreicht werden.
Und jetzt wird es
spannend und konkret, ich mache mal ein Beispiel für ein SMART
formuliertes Ziel.
Konkretes Beispiel
aus dem Kontext Schule
Vielleicht hast du
das Gefühl, dass dein Team und du noch nicht so ganz am gleichen
Strang ziehen und du findest es wichtig, daran zu arbeiten.
Du formulierst also
folgendes Ziel:
Am Endes des
Schuljahres 2020/21 haben mein Team und ich ein Wir-Gefühl.
Wir haben unsere
Werte des Miteinanders in zwei Teamsitzungen im Herbst definiert.
Sie hängen für
alle gut sichtbar, ansprechend gestaltet im Lehrerzimmer.
In jeder Teamsitzung
sprechen wir kurz über die Umsetzung und über mögliche
Herausforderungen, die wir mit der Umsetzung haben.
Viermal im Jahr
machen wir eine gemeinsame Wanderung mit anschließendem
Restaurantbesuch. Mindestens 50 % der Mitarbeiter*innen nehmen an
dieser Wanderung durchschnittlich teil.
Die Leitung ist
immer mit mindestens einer Person vertreten.
So, dann lass uns
mal überprüfen, ob das Ziel tatsächlich SMART formuliert ist.
Ist dieses Ziel
spezifisch? Ja, auf jeden Fall.
Ist es messbar? Ja,
man kann die Agenda der Teamsitzung überprüfen, das Plakat im
Lehrerzimmer sehen, die Zahlen der Teilnehmer können wir notieren
und ganz konkret vergleichen mit den festgelegten Zahlen, es ist
messbar.
Attraktiv? Das kann
ich nicht entscheiden. Hier solltest du dir überlegen, ob das Ziel
dich motiviert, also ob es positive Gefühle in dir auslöst. Und
natürlich solltest du mit deinem Team über dieses Ziel sprechen und
es gemeinsam mit den Menschen, die du ja zur Erreichung des Ziels
brauchst anpassen, damit es für sie auch attraktiv ist.
Ist das Ziel
realistisch? Ich denke schon. Zwei Teamsitzungen und vier
Socialevents erscheinen mir machbar. Aber das weißt du natürlich
besser und solltest es vor deiner Erfahrung mit deiner Einrichtung
überprüfen.
Terminiert ist das Ziel auf jeden Fall, denn am Ende des Schuljahres 2020/21 sollte es erreicht sein. Zu diesem Zeitpunkt sollte es dann auch überprüft werden und du kannst überlegen, ob dieses Ziel nun durch ein neues Ziel ersetzt wird, oder ob du es veränderst und noch weiter daran arbeitest.
Ziele formulieren, als wären sie schon Realität
Bei meiner Arbeit
mit zahlreichen Menschen in der Schule ist mir immer wieder begegnet,
wie schwer es Pädagog*innen fällt die Ziele so zu formulieren, als
wären sie schon eingetreten.
Deshalb möchte ich kurz erläutern, warum es so wichtig ist, das zu tun.
Vergleiche mal die
beiden Formulierungen des gleichen Ziels:
– Wir werden die
Inklusion auf alle Lerngruppen unserer Schule ausdehnen
– In jeder
Lerngruppe unserer Schule gibt es mindestens ein Kind, das inklusiv
beschult wird.
Welche Formulierung
ist kraftvoller, hat mehr Zug, hin zur Zielerreichung?
Eindeutig die zweite. Genau.
Und eine kraftvolle Formulierung, die das Ergebnis bereits enthält ist sehr wichtig, denn unser Gehirn kann sehr gut mit Realitäten mitgehen, die noch gar nicht da sind, oder die es nur vermeintlich gibt. Damit du dein Gehirn als Unterstützer auf deiner Seite hast, ist eine Formulierung nötig, die ein konkretes Bild in deinem Kopf erscheinen lässt.
Das ist ein sehr kluger Trick auf den du nicht verzichten solltest.
Ziele auf jeden Fall schriftlich formulieren
Ich sage es noch
einmal:
Setz dich also bitte
hin und formuliere deine Ziele. Schreibe sie auf. Am besten deine
persönlichen Ziele und deine berufliche Ziele.
Du lädtst damit
mehr Fokus in dein Leben ein und damit auch mehr Glück.
Es macht deine
Entwicklung greifbarer.
Es gibt dir das
Gefühl, dass du weißt wofür du tagtäglich aufstehst.
Es gibt deinem Leben
mehr und greifbareren Sinn.
Und es erhöht die
Wahrscheinlichkeit, dass du da ankommst, wo du hinwillst. Weil du
eine Richtung einschlägst, einen Kompass einstellst, in welche
Richtung dein Lebensschiff segelt.
Das ist keine neue
Erkenntnis und dennoch sollten wir uns immer wieder daran erinnern
und zwar nicht nur zum Jahresende, sondern regelmäßig über das
ganze Jahr verteilt, immer wieder.
Deine Ziele sollten
dir täglich präsent sein.
Und du solltest deine Ziele regelmäßig anpassen, zum Beispiel indem du dir viermal im Jahr ein festes Zeitfenster für das Durchchecken deiner Ziele frei hälst.
Better done than perfect
Wenn du sie
aufschreibst und in einer Schublade verschwinden lässt, ist das
schon besser, als dir gar keine Gedanken darüber zu machen, welche
Ziele du mit deinem Leben verfolgst.
Dennoch ist eine
regelmäßige Beschäftigung mit deinen Zielen gut und wichtig.
Wie wäre es mit
diesem Ziel: Ich habe zum Ende des Jahres 2020 drei persönliche und
drei berufliche SMARTE Ziele formuliert und sie schriftlich
festgehalten?
Warum du Konflikte unbedingt ansprechen solltest und wie du die Eskalation verhindern kannst
Überall wo Menschen
zusammen arbeiten entstehen Konflikte. Das ist etwas ganz normales
und gehört zum Zusammensein mit dazu.
Ein Konflikt entsteht, wenn Menschen unterschiedliche Interessen, Meinungen oder Wertvorstellungen haben.
Konflikte sind unvermeidbar. Das WIE ist entscheidend!
Konflikte müssen,
ja müssen (obwohl ich das Wort sonst gar nicht mag) angesprochen
werden.
Sonst verfestigen
sie sich und belasten die Atmosphäre.
Unangesprochene
Konflikte können das Miteinander sogar richtiggehend vergiften.
Konflikte zwischen
Mitarbeiter*innen und Führungskraft
Zwischen
Mitarbeiter*innen und Führungskraft entstehen besonders gerne
Konflikte.
Gründe
Gründe für
Konflikte zwischen Schulleitung und Lehrer*innen gibt es unzählige.
In der folgenden
Übersicht habe ich eine Liste erstellt, die einen ersten Überblick
gibt.
Denkbare Gründe für
Konflikte zwischen Lehrer*innen oder insgesamt dem pädagogischen
Personal und der Schulleitung:
– Fortbildung wird
nicht genehmigt
– verschiedene
pädagogische Ansätze oder Meinungen
– fehlende
Anerkennung oder das Gefühl der fehlenden Anerkennung
– zusätzliche
Aufgaben sollen übernommen werden, wie zum Beispiel Vertretung oder
die Organisation von Veranstaltungen
– Stundenplanwünsche
werden nicht berücksichtigt, oder werden vermeintlich nicht
berücksichtigt
– vermeintlich
richtiges Verhalten wird kritisiert
– verschiedene
Sichtweise zur Kultur des Miteinanders
– fachfremder
Unterricht soll erteilt werden
–
Leistungsbereitschaft des Lehrers passt nicht zu den Erwartungen der
Führungskraft
– Sonderurlaub wird
nicht genehmigt
Und so weiter und so
weiter…
Es ist mir wichtig, Klarzustellen, dass die Schulleitung mehr Macht hat Konflikte zu beenden, als der Lehrer, oder die Lehrerin.
Das ist wichtig zu
wissen und wenn man ein bisschen darüber nachdenkt ist es ja auch
klar.
Wenn ich in der
Hierarchie weiter oben stehe, bin ich in einer sehr souveränen
Situation. Ich kann großzügig sein und auf meine Mitarbeiter*innen
zugehen, ohne etwas zu verlieren, da ich generell mehr Handlungs- und
mehr Entscheidungsspielraum habe.
Und jetzt kommt ein
dickes ABER.
ABER nur dann, wenn
ich nicht in der Einbahnstraße leite.
Was meine ich damit?
Wenn ich mich nicht als der Bestimmer sehe und ich nicht täglich und
ständig unter Beweis stellen muss, dass ich hier die Leitung bin und
deshalb mehr weiß, als alle anderen.
DER Schnelltest für
dein Leitungsverständnis
Dieses
Leitungsverständnis ist antiquiert und findet man an (freien)
Schulen auf keinen Fall, sagst du jetzt?
Doch, man findet es,
es ist noch nicht ausgestorben und wenn du diesen Text liest und
Leitung bist, habe ich einen Schnelltest für dich.
Stell dir einfach
mal ganz offen und ehrlich folgende Frage: „Habe ich den Anspruch
an mich die klügste Person im Raum zu sein?“
Wenn du jetzt nein
sagst, natürlich nicht, ich verstehe den Kontakt mit anderen
Menschen als Austausch und Bereicherung. Wir wachsen zusammen. Mal
weiß ich mehr und mal weiß der andere mehr. Meine Leitungsrolle ist
eine Funktion. Sie gibt mir andere Verantwortungen. Sie bedeutet
überhaupt nicht, dass ich auf jede Frage eine Antwort haben muss.
Dann gratuliere ich dir zu deinem differenzierten und respektvollen
Leitungsverständnis.
Wenn du aber denkst, ja ich habe tatsächlich diesen Anspruch, jedenfalls ab und zu. Ich baue mir als Leitung diesen Druck selbst auf. Dann bitte ich dich das einfach nur wahrzunehmen und freundlich mit dir selbst zu sein und es anzuerkennen. Im nächsten Schritt kannst du es ja gerne ändern, wenn du das möchtest.
Ein Konfliktbeispiel
Und nun zu einem konkreten Konfliktbeispiel. Beispiele machen ein Thema einfach greifbarer. Ich habe es sehr ausführlich beschrieben, um wirklich die kompletten Konfliktebenen herauszuarbeiten:
Eine Schulleiterin,
die ich coache erzählte mir von ihrem größten Konflikt mit einem
ihrer Lehrer. Er liegt schon einige Jahre zurück und beschäftigt
sie immer noch.
Folgendes ist
vorgefallen: Die Schulleiterin besuchte den Unterricht dieses
Lehrers.
Das ist etwas ganz
normales und gehört zu ihrem Job.
Der Unterricht war
nicht besonders toll. Der Lehrer sprach zu viel, die Einführung des
Themas war viel zu lang und die Übungen waren zu wenig differenziert
und vom Niveau her viel zu schwer.
Im anschließenden
Reflektionsgespräch lobte die Schulleiterin die Beziehung des
Lehrers zu den Schülern, die positive Arbeitsatmosphäre und die
angenehme Lehrerpersönlichkeit des Kollegen.
Alle drei Aspekte
fand sie aus ehrlichem Herzen heraus gut an dem Kollegen und dieser
freute sich sehr.
Er fühlte sich von
seiner Vorgesetzten gesehen und fing dann selbst damit an, seinen
Unterricht zu analysieren.
Dabei deckte er fast
alle kritischen Punkte auf, die die Schulleiterin auch beobachtet
hatte und machte selbst Verbesserungsvorschläge.
Die Schulleiterin
ergänzte ein wenig, musste aber eigentlich gar nicht mehr viel
sagen.
Das Gespräch war
sehr angenehm, die Beziehung zwischen den beiden wurde durch das
Gespräch gestärkt und die Schulleiterin ging gut gelaunt zu ihrem
nächsten Termin.
Sie war sehr
zufrieden mit der Reflektionsfähigkeit des Lehrers und war durch das
Gespräch zu der Überzeugung gelangt, dass der Lehrer tatsächlich
bereit und auch in der Lage war, seinen Unterricht zukünftig zu
verbessern und ein weiteres Beratungsgespräch war schon vereinbart.
Also alles erst
einmal gut so weit. Kein Konflikt in Sicht.
Zwei Tage später
bereitete die Schulleiterin eine Gesamtteamsitzung vor, an dem alle
Lehrer*innen und sonstigen pädagogischen Mitarbeiter der Schule
teilnehmen würden. Das waren um die 60 Personen.
Zum besseren
Verständnis ist es wichtig zu wissen, dass gerade eine sehr zeit-und
arbeitsintensive Stundenplanumstellung durch die Schulleiterin für
die ganze Schule erfolgt war, weil sich die Lehrer*innen seit Jahren
mehr Zeit am Stück für die Freiarbeit und das selbstorganisierte
Lernen gewünscht hatten.
Sie beschloss also
das Beispiel, dass sie im Unterricht des Lehrers vor zwei Tagen
beobachtet hatte, aufzugreifen, weil ihr in den letzten zwei Tagen
immer wieder voll Beunruhigung in den Kopf geschlossen war, dass
vielleicht noch mehr Kolleg*innen ihren Unterricht so zeitineffizient
gestalten und darin der eigentliche Grund für das ständige Gefühl
der Pädagog*innen lag, zu wenig Zeit zu haben. Sie wollte den
Unterricht vorstellen als ein Beispiel für schlechte Zeitnutzung.
Sie nahm also das
Unterrichtsbeispiel auf die Agenda und bereitete mehrere Tipps vor,
die leicht umsetzbar waren und den Lehrer*innen helfen würden den
Kindern mehr Selbständigkeit beim Lernen zu geben.
Das war der
Schulleiterin sehr wichtig und sie war sehr zufrieden mit ihrer
Vorbereitung und freute sich richtig auf den Austausch mit ihrem
Team.
Die Teamsitzung
verlief dann aber ganz anders als gedacht.
Als die
Schulleiterin das Beispiel erzählte nannte sie keinen Namen, doch
als der Lehrer mitten rein fragte, ist das mein Unterricht, den du da
als Beispiel anführst, bejahte sie das.
Mit hochrotem Kopf
und knallender Tür verließ der Lehrer die Schulaula, in der das
Treffen stattfand. Bevor er den Raum verließ schrie er mit sich
überschlagender Stimme folgenden Satz in Richtung der Schulleiterin:
„Gerade wenn man meint, es wird besser, wird man hier in die Pfanne
gehauen.“
Perplex und tief
berührt hielt die Schulleiterin inne.
Was war passiert?
Was hatte sie
verpasst? Warum war er so abgerauscht?
Die Luft knisterte
vor Unbehagen. Die Kolleg*innen rutschten unruhig auf ihrem Stuhl,
keiner fühlte sich mehr wohl. Die Schulleiterin klärte noch ein
paar organisatorische Dinge und beendete dann die Sitzung 30 Minuten
früher als geplant. Heute war keine Diskussion möglich. Zum
Abschluss sagte sie noch „Es tut mir sehr leid, dass das passiert
ist, ich wollte den Kollegen nicht bloß stellen. Ich hoffe, dass ihr
mir das glaubt.“
Was war passiert?
Sach- oder Beziehungskonflikt?
Man kann
grundsätzlich zwei Konfliktarten unterscheiden: Den Sachkonflikt, in
dem es um eine sachliche Meinungsverschiedenheit geht und den
Beziehungskonflikt, der die Beziehung zum Thema hat.
In diesem Beispiel
handelt es sich sicher um einen Beziehungskonflikt.
Denn von der Sache
her kann man der Schulleiterin wenig Vorwürfe machen. Denn in der
Sache, dass der Unterricht nicht optimal vorbereitet und durchgeführt
war, waren sich Lehrer und Leitung ja einig.
Doch was war
passiert?
Denke ruhig kurz
darüber nach und fühle dich in die beiden Konfliktpartner, den
Lehrer und die Schulleiterin ein. Gehst du mit einem der beiden in
Ressoanz? Kannst du also eine Seite mehr verstehen als die andere?
Warum ist das so? Denke auch mal über folgendes nach:
Wie könnte man nun
diesen Beziehungskonflikt lösen?
Und wessen Aufgabe
ist das? War der Lehrer nicht einfach etwas überempfindlich? Solle
er sich nicht so anstellen? Oder wie könnte die Schulleiterin nun
respektvoll mit dem Kollegen umgehen und wie könnte sich das ganze
Kollegium, das ja Zeuge der ganzen Situation geworden war, sich
positionieren? Oder besser raushalten? Ist das überhaupt möglich,
wenn man doch bei so einem massiven Gefühlsausbruch mit dabei war?
Die 9 Konfliktstufen
(nach Friedrich Gasl, Konfliktforscher)
Eine gute
Gelegenheit die verschiedenen Konfliktstufen (nach dem
Konfliktforscher Friedrich Glasl) an diesem Beispiel zu betrachten.
Der Ausbruch des
Kollegen war die Stufe 1: Verstimmung, es kam zu Irritationen und zu
Spannungen. In Stufe 2 kommt der Konflikt auf den Tisch. Es kommt zu
einem offenen Streit. In diesem liegt die Chance den Konflikt zu
lösen, wenn es gelingt eine konstruktive Auseinandersetzung zu
führen. Das könnte ein offenes Gespräch zwischen dem Lehrer und
der Schulleiterin sein, indem der Lehrer seine Bedürfnisse und
Erwartungen offen liegt und die Schulleiterin offen und
verständnisvoll zuhört.
Der Konflikt kann
aber auch weiter eskalieren, wenn die Beteiligten sarkastisch werden,
sich gegenseitig Vorwürfe machen oder zynisch werden.
Oder der Konflikt
wird unter den Teppich gekehrt und eben nicht auf den Tisch gepackt.
Es findet also kein klärendes Gespräch statt. Sondern man geht sich
aus dem Weg und wenn man sich trifft bagatellisiert man die Sache
„War nicht so wild“. Wenn das passiert und also die 2. und/oder
die 3. Stufe übersprungen wird, ist die Wahrscheinlichkeit sehr
hoch, dass der Konflikt zu einem späteren Zeitpunkt eskaliert. Zum
Beispiel beim nächsten Konflikt, der mit dem ersten gar nichts zu
tun haben muss.
Die 3. Stufe ist die
der Taten statt Worte. Man geht wie gesagtder Auseinandersetzung aus
dem Wege, macht Alleingänge und spricht sich nicht miteinander ab,
obwohl das der gute Weg wäre.
In der 4. Stufe
werden Koalitionen gebildet. Um sich psychisch zu entlasten, sucht
man sich Verbündete. In unserem Beispiel wären das vielleicht die
Kollegen, die nun gewollt oder ungewollt in den Konflikt
hineingezogen werden. Die negativen Eindrücke werden gegenseitig
ausgetauscht und verstärkt. „Fandest du es auch unmöglich, dass
die Schulleiterin meinen Unterricht als schlechtes Beispiel vor allen
ausgebreitet hat. So lasse ich nicht mit mir umgehen. Das findest du
doch auch, oder?“
Hier hat die Schulleiterin schon etwas vorgebaut mit ihrem erklärenden und sich entschuldigenden Abschlusssatz in der Konferenz, aber ob das ausreicht spätere Allianzen zu verhindern, liegt daran, wie gut und damit wie belastbar die einzelnen Beziehungen der Schulleiterin zu den anderen Lehrer*innen ist. Ist sie zum Beispiel neu in ihrem Job und hatte noch nicht genügend Zeit zum Aufbau von persönlichen Beziehungen, hat sie weniger Chancen, als wenn sie schon 10 Jahr oder so Schulleiterin ist.
Danach beginnt die
5. Stufe. Die Stufe des Gesichtsverlusts, bzw. des Gegenangriffs.
Nachdem man sich jetzt durch die Gewinnung von Verbündeten
Rückendeckung geholt hat und damit das eigene Selbstbewusstsein
gestärkt ist, legt man es darauf an das „wahre Gesicht“ des
Gegenübers oder auch Gegners (auch wenn ich dieses Wort nicht gerne
benutze, empfinden sich die Konfliktbeteiligten in dieser 5.
Eskalationsstufe sicher eher als Gegner, als als einfache Gegenüber).
Man meint das wahre
Gesicht des Gegners zu kennen und möchte, dass alle im Umfeld das
auch zu sehen bekommen und begreifen, mit wem man es hier zu tun hat.
„Der Lehrer ist so empfindlich, das wusste ich schon immer und ich
habe noch mehr Beispiele, wo er wie ein kleines Kind rausgerauscht
ist.“ oder aus Sicht des Lehrers: „Die Schulleiterin hat kein
Gespür für Menschen. Sie bügelt über die Gefühle der Kollegen
hinweg. Sie ist machthungrig und kalt.“ Hier reicht eine
Entschuldigung nicht mehr aus. Die Verletzungen sind tief, das
Vertrauen stark erschüttert.
Stufe 6 ist die
Ultimatum-Stufe. Der Konflikt ist jetzt so eskaliert, dass mit aller
Macht eine Veränderung herbeigeführt werden muss. Man hält es kaum
noch aus. Zu diesem Zweck werden Ultimaten und Drohungen gestellt.
„Drastische Konsequenzen werden folgen, wenn meine Forderungen
nicht erfüllt werden.“ Ist ein für diese Stufe typischer Satz.
Man schaukelt sich weiter gegenseitig hoch. Es kommt aber zu keiner
Lösung. Der Lehrer könnte zum Beispiel damit drohen den Eltern der
Schule mal zu erzählen was für eine Schulleiterin die Schule so
hat. Die Verhältnismäßigkeit ist überhaupt nicht mehr gegeben.
Die Stufen sind
nicht klar zu trennen und gehen ineinander über. In Stufe 7 werden
nun gezielte Vernichtungsschläge eingesetzt. Das kann in Form von
Worten geschehen, wie zum Beispiel dem ausstreuen vonGerüchte, oder
in Form von physischer Gewalt. Zunächst gegen Dinge, es werden zum
Beispiel Unterlagen vernichtet oder Reifen aufgeschlitzt.
Und nun kommen wir
(endlich) zu den beiden letzten Stufe der Eskalation eines Konflikts
und zwar der Zerstörung des gegnerischen Systems. Es ist eine
Verschärfung der 7. Stufe und auch die Familie und Freunde des
Gegners werden in die Vernichtungsabsichten einbezogen. Auf dieser
Stufe kommt es zu Behinderungen, zu offenen Sabotagen und zu
frontalen Angriffen.
Die 9. und letzte
Stufe ist die „Gemeinsam in den Abgrund“-Stufe. Es geht nur noch
darum den Anderen zu zerstören. Auch wenn man selbst dabei Schaden
nimmt.
So, das sind die
neun Konflikt-Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl.
Puh, ganz schön schrecklich. Das wünscht man niemanden und deshalb lohnt es sich mit diesem „Horrorszenatio“, das nur Verlierer hat im Hinterkopf, sich intensiv der Konfliktlösung zu widmen.
Die Konfliktlösung
Kommen wir nun zur
Konfliktlösung.
In den Stufen 1-3
ist eine Win-Win- Lösung möglich. Das heißt es kann eine Lösung
gefunden werden, die beiden Seiten nutzt und bei der die Interessen
beider Seiten berücksichtigt werden können.
In den Stufen 4-5
entsteht eine Win-Lose-Lösung. Das heißt jetzt ist eine
einvernehmliche Lösung nur schwer möglich. Die Wahrung der
Interessen beider Seiten ist kaum zu schaffen. Meistens setzt sich
eine Partei durch, auf Kosten der anderen.
Der Einsatz eines
neutralen Vermittlers ist sinnvoll.
Auf den Stufen 7-9
kommt es zu einer Lose-Lose-Lösung. Beide Parteien müssen also
Federn lassen.
Auch ein neutraler
Vermittler kann wenig ausrichten, wenn die Parteien nicht an einer
gemeinsamen Lösung interessiert sind.
Die einzige
Möglichkeit, die noch besteht ist dass eine Macht von außen die
Klärung herbeiführt (zum Beispiel ein Gericht).
So, was bedeutet das jetzt für den Kontext Schule?
Lieber abwarten und Tee trinken?
Je früher man den Konflikt erwischt und löst, desto schneller, leichter und positiver ist er zu lösen.
Konflikttheorie
Noch eine kleine Ergänzung, damit ich die Theorie vollständig dargelegt habe:
Es muss nicht bei
jedem Konflikt jede Stufe durchlaufen werden.
Die Stufen sind
nicht scharf voneinander zu trennen. Sie gehen oft ineinander über.
Die Konfliktpartner können in ganz unterschiedlichen Stufen sein.
Unausgesprochene Konflikte brodeln, wie ein Vulkan…
Grundsätzlich ist es wichtig Konflikte auszutragen und zwar konstruktiv und respektvoll.
Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass unausgetragene Konflikte zu einem starken psychischen Ungleichgewicht führen können. Sie schwelen in der Person oder zwischen zwei Personen und vergiften die Atmosphäre.
Das Klima des Miteinanders ist entscheidend
Ein Klima des Respekts, des Verständnis und der Akzeptanz sind zentral. Sie sind der Boden, auf dem Konflikte gut angesprochen und gelöst werden können.
Und eine sehr gute Kommunikationsfähigkeit ist hilfreich. Die integrierend, anerkennend und empathisch ist.
Drei wichtige Grundsätze
Folgende drei
Grundsätze sollte die Schulleiterin in unserem Beispiel unbedingt
beachten, wenn sie das klärende Gespräch mit ihrem Lehrer
vorbereitet:
Die Einladung zum Gespräch soll schriftlich erfolgen. Die Email sollte eine klare Zielformulierung enthalten, gerne mit einer Ich-Aussage: „Mir ist es wichtig, mir ganz in Ruhe deine Sichtweise anzuhören und zu verstehen….“ Damit fühlt sich der Lehrer gesehen und respektvoll behandelt. Sie könnte ihm auch anbieten eine Vertrauensperson zur Unterstützung mitzubringen, falls ihm das gut täte.
Wertschätzung und Achtsamkeit
Achtsamkeit und Wertschätzung
Wertschätzung und Achtsamkeit sind die beiden Schlüsselwörter für Beziehungskonflikte. Wenn der Lehrer in unserem Beispiel in Selbstliebe, Selbstvertrauen und Selbstachtung geschwommen wäre, wenn er in diesen drei Themen richtig aus dem Vollen hätte schöpfen können, hätte er in der Konferenz mit den Schultern gezuckt und gesagt: „Na toll, das bin ich, das ist mein Unterricht, den die Schulleiterin hier beschreibt. Als Negativbeispiel für schlechtes Zeitmanagement im Unterricht. Toll. Naja, es stimmt ja, da habe ich noch einen Weg zu gehen, um ein positives Vorbild zu werden.“
Emotionale Ausbrüche sind Selbstschutz
Dass er so emotional
explodiert ist, bedeutet, dass er sich selbst sehr wenig
Wertschätzung und Achtsamkeit entgegengebracht hat.
Er hätte es von
außen gebraucht.
Das Gegenteil war aus seiner Sicht passiert. Er hatte keine Wertschätzung und Achtsamkeit von seiner Schulleiterin bekommen und er war in einen Verteidigungsmodus gefallen. Nichts anderes war sein Ausbruch.
In einer perfekten Welt voller Selbstliebe und Selbstachtung, müsste man sich nicht so verteidigen
Da wir nicht in einer perfekten Welt leben, in der alle unsere Bedürfnisse jederzeit und immer erfüllt sind und wir uns selbst so wertschätzen, wie wir es brauchen würden, ist es wichtig um diese Zusammenhänge zu wissen. Dann kann man sich entsprechend verhalten.
Das meine ich nicht als Entschuldigung. Der Lehrer, um diese Berufsbezeichnung zu verdienen, sollte sich unbedingt selbst reflektieren und sich ebenfalls entschuldigen. Bei seiner Schulleiterin und bei seinem Kollegium. Das wäre respektvoll und achtsam.
Konflikte als Chance
Kann man denn nun
Konflikte als Chance sehen und sie sogar nutzen, um die Beziehung zu
stärken?
Ja, das geht
tatsächlich.
In unserem Beispiel könnte die Schulleiterin sich betroffen zeigen davon, dass das Pflänzchen des Vertrauens zwischen ihr und ihrem Kollegen, das durch den so positiv verlaufenen Unterrichtsbesuch entstanden war, so schnell wieder ausgerissen wurde.
Sie könnte sich von Herzen entschuldigen und fragen, was der Kollege von ihr brauchen würde, um wieder Vertrauen zu fassen. Sie könnte ihm aktiv zuhören und ihm mit dem Spiegeln seiner Aussagen zeigen, dass sie verstanden hat, was er in diesem Moment fühlte.
Der Lehrer hingegen könnte sich genauso entschuldigen. Er könnte anerkennen, dass die Schulleiterin überhaupt keine schlechte Absicht hatte. Sie wollte ihn nicht vorführen. Sie wollte nur etwas rausarbeiten, was sie für die Schule insgesamt sehr wichtig fand.
Wäre es für beide okay, das nächste Mal vorher darüber zu sprechen und die Sitzung gemeinsam vorzubereiten?
Was brauchen nun die anderen Kollegen, um wieder beruhigt zum Alltag zurückzugehen? Sollte man gemeinsam vor der nächsten Sitzung etwas zu den Kollegen sagen, zum Beispiel: „Wie konnten das gut miteinander klären, wir haben….?“
Meiner Erfahrung nach möchte kein Mensch in einem Konflikt verharren, schon gar nicht Vorgesetzte und Mitarbeiter. Das macht einfach keinen Spaß.
Win-Win-Lösungen als Ziel
Deshalb lohnt es sich früh aktiv zu werden und in die Win-Win-Lösungen sollten wir unsere komplette Energie setzen.
Prävention für Konflikt-Eskalation
Und die beste Prävention für eskalierende Konflikte ist ein guter Kontakt zu sich selbst, Selbstliebe und Selbstaufmerksamkeit, Achtsamkeit und Werrtschätzung sich selbst gegenüber.
Selbstvertrauen und Selbstliebe
Das macht uns so unabhängig von den Menschen um uns rum. Die uns gar nichts Böses wollen. Deshalb müssen wir uns auch nicht verteildigen, sondern können unsere unterschiedlichen Meinungen als Bereicherung begreifen. Wow, das ist ja toll!!!
Schreib gerne in die
Kommentare deine Anmerkungen, Erfahrungen, Beispiele. Vor allem deine
Lösungserfahrungen würden mich sehr interessieren.
Wir sind in der
Schule ja schließlich ein Beispiel für die Kinder und Jugendlichen
und im Konfliktfall ein gutes Vorbild.
Nicht weil wir
Konflikte vermeiden, sondern weil wir sie positiv und
lösungsorientiert gestalten und sie nutzen, um unsere Beziehungen zu
stärken.
Was bedeutet Inklusion überhaupt genau und warum ist sie für die Schule unverzichtbar?
Ich habe als Schulleiterin eine inklusive Ganztagesschule aufgebaut und berichte in diesem Blogpost über meine Erfahrungen zur Inklusion.
Was ist Inklusion überhaupt?
Inklusion bedeutet, dass jeder Einzelne das Recht hat zur Gemeinschaft aller zugehören.
Es ist gut, normal und bereichernd verschieden zu sein.
Verschieden auszusehen, verschieden zu sprechen, verschiedenes zu können, verschiedenes zu mögen und sich unterschiedlich zu verhalten.
Inklusive Pädagogik
Inklusive Pädagogik ist ein pädagogischer Ansatz, dessen wesentliches Prinzip die Wertschätzung und Anerkennung von Diversität in Bildung und Erziehung ist.
Das Recht auf Inklusion
Und Inklusion ist ein Recht, das die UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben hat. Deutschland hat diese Konvention unterschrieben und sich folglich dazu verpflichtet, behinderten Menschen Selbstbestimmung, Teilhabe und Gleichstellung zu gewähren.
Für die Schule bedeutet das, dass ein Kind mit Behinderung auf die allgemeine Schule gehen darf. Dass es durch die Behinderung nicht ausgeschlossen wird.
Dass alle Kinder zusammen lernen und die Diversität, das Verschiedensein die Normalität ist.
Wann ist es gelungen, dass alle Kinder zusammen leben und lernen?
Es ist gelungen, wenn die Neugierde den anderen kennen zu lernen, die Irritation über das Anderssein schlägt.
Es ist gelungen, wenn die Kinder sich freuen über die andere Sichtweise, weil sie die Bereicherung für ihr Leben spüren.
Es ist gelungen, wenn Kinder ihren Eltern erklären, was die Behinderung des neuen Kindes in der Lerngruppe ist, weil diese zu kennen zur Vorstellung des anderen dazugehört und zwar wertfrei.
Es ist gelungen, wenn Kinder sagen dürfen, dass sie die Behinderung doof finden.
Es ist gelungen, wenn wir dankbar für die Gemeinschaft sind und jeder wichtig ist.
Es ist gelungen, wenn nicht mehr die Behinderung, sondern der Mensch wichtig ist.
Es ist gelungen, wenn Eltern behinderter Kinder sich nicht wie Außerirdische fühlen, sondern genauso zur Schulgemeinschaft gehören, wie alle anderen auch.
Es ist gelungen, wenn die Freude des Zusammenseins die Angst vor dem „lernt mein Kind genug“ überflügelt.
Es ist gelungen, wenn uns die Behinderung gar nicht mehr auffällt, weil Verschiedensein tatsächlich normal für uns ist.
Grundlagen und Rahmenbedingungen
Damit diese Vision wahr wird, braucht es einige Grundlagen und Randbedingungen in der Schule.
Ich selbst habe eine inklusive Ganztagesschule, die nach den Prinzipien von Maria Montessori arbeitet aufgebaut und möchte erzählen, was mich diese Erfahrung gelehrt hat zum Thema Inklusion.
Eine Montessori-Schule muss nach meiner Meinung inklusiv arbeiten, das legt schon ihr Selbstverständnis fest.
„Der Weg, auf dem die Schwachen sich Stärken, ist der gleiche wie der, auf dem die Starken sich vervollkommnen.“
DAS Zitat von Dr Maria Montessori zum Thema Inklusion.
Zentrale Werte
Die Werte Akzeptanz, Wertschätzung, Respekt, Toleranz und Entwicklung sind zentral. Diese Werte sind die Grundlage für inklusive Pädagogik.
Die Pädagog*innen haben diese Werte verinnerlicht und leben nach ihnen. Oft sind sie der Grund, warum sie sich gegen die Arbeit an einer staatlichen Schule entschieden haben.
So viel zur Theorie.
Der Teamprozess
In der Praxis habe ich erlebt, dass es sehr wichtig ist einen Teamprozess zu gestalten, indem sich die Pädagog*innen bewusst dafür entscheiden den Weg der inklusiven Beschulung zu gehen.
Dieser Prozess der aktiven Umgestaltung einer Montessori-Schule in eine inklusive Montessori-Schule dauert, da er eine Teamentwicklung umfasst.
Es sollte sich ein stabiles Team bilden, das das Ziel der Inklusion mit vollem Herzen bejaht.
Erst dann kann die Schule sich inklusive Schule nennen.
Die Werte der inklusiven Pädagogik sind bei jedem einzelnen Teammitglied verinnerlicht und optimalerweise wird diese Arbeit als Bereicherung erlebt. An meiner Schule hat das ca. fünf Jahre gedauert.
Welche Grundsätze sind elementar für die inklusive Pädagogik?
Eine Montessori-Schule arbeitet ohne Noten und in der Altersmischung. Jedes Kind lernt auf dem Niveau, auf dem es gerade ist. Lernen passiert bewegungsorientiert und vom Konkreten zum Abstrakten.
Jeder einzelne dieser Punkte ist elementar für das Gelingen einer inklusiven Pädagogik.
Wenn wir davon ausgehen, dass jedes Kind bezogen auf Lerntempo, Lernzeitpunkt und Lernmaterial unterschiedliches brauchen, dann richten wir die Lernumgebung so ein, dass es viele verschiedene Angebote gibt. Das ist ganz selbstverständlich. Das kommt der inklusiven Pädagogik entgegen.
Vielleicht braucht ein Kind mit einer speziellen Behinderung, zum Beispiel einer Sehbehinderung weiteres Material, das auf die Bedürfnisse dieses Kindes zugeschnitten ist.
Bitte keine Sonderstellung
Doch die Grundhaltung, dass verschiedene Kinder verschiedenes Material brauchen, ist bereits vorhanden. Damit ist der Boden bereits vorbereitet und die „Sonderstellung“ des behinderten Kindes, von der wir ja nach und nach wegwollen, entsteht erst gar nicht. Das ist richtig gut und wichtig.
Spannend ist auch, dass das „spezielle Material“ im Alltag gerne von vielen Kindern benutzt wird und auch deren Lernen prima unterstützt.
Inklusion als echte Bereicherung!
Ohne das behinderte Kind wäre wir gar nicht auf diese Idee gekommen! Wie wunderbar! Wie bereichernd.
Ich habe auch erlebt, dass zum Beispiel die Gebärden, die für ein nichtsprechendes Kind an die Lerngruppenwände gehängt wurden von vielen Kindern hilfreich gefunden wurden und auch von ihnen benutzt wurden. Ganz losgelöst vom nichtsprechenden Kind hingen diese noch im Raum, als das Kind schon in einer höheren Lerngruppe war oder die Schule verlassen hatte.
Wie schafft man es aus einem pädagogischen Team ein inklusiv denkendes pädagogisches Team zu machen?
Was braucht ein beziehungsorientiertes Elterngespräch?
Elterngespräche als sicherer Ort
🎈Lasst uns die Elterngespräche zu einem sicheren Ort machen, an dem weder Lehrer noch Eltern auf alles eine Antwort wissen müssen, sondern wo wir gemeinsam Lösungen kreieren.
Wenn das unser Ziel ist, dann ist ein Gespräch dann erfolgreich, wenn es ein Moment gelingender Beziehung ist.
Ein Moment gelingender Beziehung
Und diesen Moment spürt man.
Folgende vier Tipps helfen enorm:
✨Bedenke im Gespräch immer die vier Seiten einer Nachricht (Sachebene, Beziehungsebene, Selbstauskunft und Appell).
Die Berücksichtigung dieses Kommunikationsprinzips ist grundlegend wichtig.
✨Bedenke im Elterngespräch immer, dass die Eltern in die Schule kommen und sich also auf deinem Spielfeld befinden.
Verhalte dich wie ein Gastgeber, mach es deinen Gästen so angenehm wie möglich. Fühle dich verantwortlich für eine gute Atmosphäre. Gestalte einen „sicheren Platz“ an dem sich die Eltern öffnen können, sei auch selbst bereit dich zu öffnen und zwar zuerst.
✨Die Eltern haben dir ihr Wichtigstes auf der Welt anvertraut – ihr Kind, ihr ein und alles. Denke immer daran, wenn du sprichst.
✨Sorge für einen klaren Ablauf, beginne das Gespräch bewusst und beende das Gespräch bewusst. Kündige deine Themen an, lade die Eltern ein, ihre Themen gerne mit einzubringen.
Übernimm das Zeitmanagement.
Offene Gesprächskultur
Und ja es wird offen über alles gesprochen, auch über Sorgen oder Wünsche und diese müssen nicht schwer und belastend sein, sie sind einfach da.
Unsere Gefühle sind wichtig und wertvoll, müssen aber nicht in positiv und negativ eingeteilt werden. Sie können in einer offenen Gesprächsatmosphäre einfach sein.
Daran erinnern sich die Gesprächspartner*innen gegenseitig.
Vision wird Realität
Wünschst du dir, dass diese Vision deine Realität wird?
Wünschst du dir, dass eine produktive Resonanz entsteht zwischen Schule und Elternhaus?
Wünschst du dir, dass du sicher sein kannst, dass die Eltern dir als Pädagog*in vertrauen?
Dass du dir sicher sein kannst, dass die Eltern wenn sie etwas von dir, deinem Unterricht oder deiner Kommunikation hören, sofort denken: „Da frage ich mal direkt nach, das kann so nicht stimmen“ oder dass sie denken „Die Lehrer*in meines Kindes weiß was sie tut, sie sieht mein Kind und weiß was es braucht. Ihre Entscheidungen sind fundiert, durchdacht und zum Besten meines Kindes?“
Gegenseitig voneinander das Beste erwarten und davon ausgehen, dass jeder an seiner Stelle das Beste für das Kind möchte und zwar das Allerbeste, das ist Bedingung und Folge solch einer offenen Begegnung.